Es ist ein immer wiederkehrendes, leidiges Thema: das plötzliche und völlig unerwartete Verschwinden von Kleinigkeiten im Stallalltag. Besonders Handschuhe, Gerten und Hufauskratzer machen mit Vorliebe die „vornehme Biege“ und wechseln mehr oder weniger (un-)freiwillig den Besitzer. Meinereiner hat sich daher bereits einen Vorrat an Hufauskratzern geleistet und kann den Einkauf beim Großhändler aus Kostengründen daher nur weiterempfehlen.

[singlepic id=1247 w=320 h=240 float=right]Meistens machen sich die flinken Biester aus dem Staub, wenn man gerade etwas anderes zu tun hat, als beide Augen darauf zu werfen um sicherzustellen, dass diese immer noch am gleichen Platz liegen. Also quasi immer. Und wie oft denkt man so bei sich „Ach nein, genau diese Gerte habe ich auch“ und steht Minuten später in der Stallgasse auf der Suche nach dem guten Stück. Nachdem man dann den halben Stall mobil gemacht hat, einen doch bei der Suche zu unterstützen („Hast du vielleicht …?“) und danach auch noch erfolglos Auto, Spint und letzten Endes auch die eigenen vier Wände durchsucht hat, findet man sich wohl oder übel damit ab, das Teil nie wieder zu Gesicht zu bekommen. Beim wöchentlichen Besuch des ansässigen Reitsportladens macht sich insgeheim der Gedanke an eine Verschwörungstheorie der Reitsportindustrie breit. Was ich auf diese Art und Weise allein an Geld für Gerten im Laufe meines Reiterlebens ausgegeben habe, möchte ich gar nicht ausrechnen.

Aus verständlichen Gründen, habe ich es nun aufgegeben, mir eine besonders schicke, gut in der Hand liegende Gerte zu kaufen – ich würde eh nicht lange Freude daran haben – und entscheide mich mit dem Gedanken „Die wird sicherlich keiner nehmen“ für ein besonders hässliches Exemplar. Wer würde schon mit solch einer Gerte gesehen werden wollen (ausser mir). Das „Schmuckstück“ war mit einer Mixtur aus gift- und neongrünem Nylon bespannt und hatte am Handgriff einen Pferdekopf. Damit hatte sie in etwa den Wiedererkennungswert eines rosaroten Elefanten. Wer würde es schon wagen.

Doch ich sollte mich getäuscht haben. Bereits einen Tag nach dem Kauf, war auch dieses Ding weg. Aber „diesmal nicht“, schwor ich mir, ich würde den Dieb schon ausfindig machen. Meine neue Gerte sieht schliesslich nicht aus wie jede andere und sollte aus dem Grunde relativ schnell auffällig werden. Und siehe da, schon von weitem sah ich „meine“ Gerte grünleuchtend den Reitweg in meine Richtung zurückschwingend. „Na, die Kauf ich mir“, dachte ich, in [singlepic id=1248 w=320 h=240 float=left]der Hoffnung meiner Mitreiterin die Schamesröte ins Gesicht zu treiben und sie so dazu zu bewegen, mir die Gerte aus freien Stücken auszuhändigen. „Sag mal, kann es sein, das das meine Gerte ist, die du da in der Hand hast?“ sprachs und man blickte mich völlig entsetzt an. „Aber sonst geht’s dir gut“, durfte ich mir anhören. „Die hab ich mir grade erst gekauft, die war im Angebot, wegen der Farbe …“. Nach einer kurzen Schreckseckunde erwachte ich aus meiner Schockstarre und trollte mich mich maulend und mürrisch von Dannen. Ich hätte schwören können, das das meine Gerte war, aber beweisen konnte ich es natürlich nicht. Bevor ich also noch einen Streit vom Zaun breche, gebe ich mich geschlagen.

Nach weiteren Versuchen mit ähnlichen, vermeintlich abschreckenden Farb- und Formkombinationen, die jedoch – wie war es anders zu erwarten – ebenfalls erfolglos blieben, hab ich es inzwischen aufgeben, neue Gerten zu kaufen (es sei denn, es bietet sich grad an ;)). Ich mache es wie alle anderen auch: die nächstbeste, auf der Bande liegende Gerte wandert vor dem Aufsteigen in meine Hand – danach allerdings auch wieder an ihren alten Standort zurück. Warum soll es anderen besser gehen als mir…