Da sein, wenn das Tier uns braucht!
„Gerade dann, wenn unsere Tiere uns am meisten brauchen, weil sie ein Problem in unserer für sie so komplexen und unangepassten Welt haben, greifen wir häufig auf veraltete Techniken zurück, die das Tier mit DruckDruck bezeichnet im Pferdetraining einen Reiz, der das Pferd zu einer bestimmten Reaktion veranlassen soll. Dieser kann physisch (z. B. Schenkeldruck oder Zügelzug) oder psychisch sein. Druck basiert oft auf... » Weiterlesen oder Strafen in seine Schranken weisen sollen.
Dabei wäre es doch viel sinnvoller nach nachhaltigen und positiven Wegen zu suchen, die dem Tier eine Chance geben, wirklich zu verstehen, was wir von ihm möchten und sich so aktiv zu beteiligen, weil es mit uns zusammen arbeiten will.
© Sylvia Czarnecki
Flowchart zum Troubleshooting mit positiver Verstärkung
VerhaltenVerhalten bezeichnet alle äußeren und inneren Aktivitäten eines Lebewesens, die durch Reize aus der Umwelt oder aus dem eigenen Körper ausgelöst werden. Es umfasst sowohl bewusste als auch unbewusste Handlungen... » Weiterlesen, dass nicht unseren Vorstellungen entspricht, wird von uns schnell als „problematisch“ empfunden. Angefangen von Kleinigkeiten, wie der Nicht-Ausführung eines simplen SignalsEin Signal ist ein Zeichen oder Reiz, der für das Tier eine Bedeutung hat und ein Verhalten auslöst oder einen emotionalen Status hervorruft. Es zeigt dem Tier an, dass es... » Weiterlesen, bis hin zu für den Menschen gefährlichem Verhalten. Das Pferd jedoch kennt kein „falsch“ und „richtig“, sondern zeigt grundsätzlich nur Verhalten, welches in diesem Moment sinnvoll und ökonomisch erscheint, im menschlichen Sinne also „richtig“ wäre. „Falsches“ Verhalten hingegen, wäre aus Sicht des Tieres verschwenderisch, da es nicht zum Erlangen einer RessourceEine Ressource bezeichnet im Kontext des Pferdeverhaltens und -trainings alles, was für das Pferd von Wert ist und sein Verhalten beeinflussen kann. Dazu gehören materielle Dinge wie Futter, Wasser, Ruheplätze... » Weiterlesen oder Minderung von unangenehmen Emotionen bzw. potentieller Gefahr und „Beschädigung“ führt.
Die oberste Priorität bei der Problemlösung kann also nur sein, den Zweck herauszufinden und das tatsächliche Problem des Tieres zu mindern. Entweder, indem wir die Bedingungen anpassen, oder aber, indem wir ihm kleinschrittig erklären, was es stattdessen tun soll. Verhalten erfüllt für das Tier immer einen Zweck und ist stets „funktionell“, selbst dann, wenn wir das Gefühl haben, das Tier täte gerade „nichts“, weil es unser Signal nicht befolgt. Es zeigt immer irgendein Verhalten stattdessen. Da, wo Leben ist, gibt es auch Verhalten und da wo Verhalten ist, kann man dieses auch ändern.
In diesem Flowchart habe ich nach bestem Wissen und Gewissen alle Möglichkeiten, mit „unerwünschtem“ oder nicht gezeigtem Verhalten umzugehen, aufgeführt. Es enthält quasi einen vollständigen Lösungsansatz, wie wir im Training mit positiver Verstärkung damit umgehen können.