Fellsättel erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und auch ich bin grundsätzlich ein Freund davon. Dabei verlasse ich mich weniger nur auf wissenschaftliche Studien, sondern ziehe mein Fazit aus persönlichen Erfahrungen von mir und meinen Schülern. Anhand der Resultate, der Bemuskelung und des Reitbildes lässt sich über einen längeren Zeitraum gut nachvollziehen, wie ein Fellsattel wirkt.
Doch nicht jede Pferd-Reiter-Kombination ist für jeden X-beliebigen Fellsattel geeignet. Hartnäckig hält sich der Glaube, dass ein Fellsattel auf jedes Pferd passt und dieser bedenkenlos als Ersatz-, Übergangs-, Zweit- oder auch Hauptsattel herhalten kann. Im Internet bestellt – schnell das günstigste Angebot, aber ohne Beratung rausgesucht – und losgeritten. In den meisten Fällen geht es gut.
Doch nicht immer, wie das Beispiel von Daim zeigt.
Seine Besitzerin hatte sich auf das Urteil einer Händlerin verlassen, die nach fotografischer Beurteilung einen bestimmten Satteltyp empfohlen hatte. Die anfängliche Skepsis, ob das Reiten mit Bügeln schaden könne, wurde ausgeräumt. Auch eine spezielle Satteldecke sei nicht notwendig. Und so stieg Sonja nach einem Fehlkauf eines herkömmlichen Dressursattels übergangsweise in einen Fellsattel.
Schonend begonnen für ein paar Minuten und selbstverständlich von einer Erhöhung aufgestiegen, ritt sie in allen drei Gangarten, nachdem ihr Pferd und sie sich daran gewöhnten hatten. Das Pferd lief locker, keine Auffälligkeiten. So steigerte sie die Dauer auf das normale Reitpensum, ca. 4 mal in der Woche, 30 bis 45 Minuten in allen Gangarten – inklusive Leichttraben.
Als nach zwei Wochen der Sattler kam um den Rücken zu vermessen und einen neuen Sattel zu empfehlen, entdeckte Sonja eine Schwellung am Widerrist – und diese war ganz sicher am Tag zuvor nicht da gewesen. Ein wenig verspannt sei das Pferd vielleicht gewesen, aber das kommt schließlich bei jedem einmal vor. Da ohnehin grad ein Tierarzt vor Ort war, sah dieser sich das Pferd an. Etwas schuppig, eine kleine, oberflächliche Verletzung, eine Schwellung. Nichts großes. Dass bereits eine Entzündung im Körper vorlag, konnte zu dieser Zeit niemand wissen.
Statt einer Besserung, eröffnete sich einige Tage später ein Abszess. Erneut wurde der Tierarzt hinzugezogen. Dieser reinigte die Wunde und entfernte Gewebe, so dass der Eiter abfließen und eine „saubere“ Wundheilung eintreten konnte. Antibiotika wurde gegeben und die Wunde sollte täglich gesäubert und desinfiziert/gespült werden.
Aus dem Abszess bildete sich eine Nekrose, die Haut starb ab und der obere Hautlappen löste sich.
Der Weg in die Klinik folgte. Die Wunde wurde erneut gereinigt und behandelt. Der lange Rückenmüskel ist angegriffen.
Eine Röntgenaufnahme zeigte eine Entzündung die auch auf die Dornfortsätze übergriff. Im schlimmsten Fall müsse ein Teil des Knochens entfernt werden. Bei unproblematischem Heilungsverlauf könne das Pferd in 2 bis 3 Monaten wieder reitbar sein.
Glücklicherweise ist Daim inzwischen wieder zuhause und bisher verläuft der Heilungsverlauf bei täglicher Pflege positiv. Ob sich die Veränderung am Knochen ebenfalls wieder zurückbildet oder ein erneuter Klinkaufenthalt notwendig ist, wird sich zeigen.
Die Schwellung war eine innerliche Entzündung, hervorgerufen durch eine äußere, mechanische Reizung, bis der Abszess letztlich aufbrach. Der Ursprung der Entzündung liegt nahezu an der Stelle, an der die Gurtung des Sattels verläuft. Durch den weit in den kurzen Rücken reichenden Widerrist und wenig körpereigene Polsterung wurde sehr punktueller Druck ausgeübt. Viele Faktoren kamen zusammen – und sicher ist es auch einfach ein wenig Pech gewesen. Aber es zeigt doch, dass das Reiten mit Fellsattel und Bügeln durchaus kritisch zu hinterfragen ist. Manche Pferde vertragen es – manche eben nicht.
Dies soll keinesfalls ein Anti-Plädoyer-für den Fellsattel sein. Bei richtiger Passform und sachgemäßer Nutzung kann ein Fellsattel eine gute Alternative sein. Das zeigen die vielen positiven Stimmen und ist auch meine Erfahrung. In jedem Fall sollte aber auch bei der Nutzung eines Fellsattels stets der Einzelfall beurteilt werden. Im Idealfall holt man sich den Rat eines Profis, der vor Ort eine Empfehlung ausspricht. Aber auch dieser kann sich eben irren und liegt nicht immer richtig, weshalb wir stets auch eine Eigenverantwortung dem Pferd gegenüber tragen. In jedem Fall sollte, wenn überhaupt mit Bügeln geritten werden muss, eine druckentlastende Unterlage genutzt und überprüft werden, ob die Gurtung für das Pferd komfortabel ist. Bei bestimmten Pferdetypen sollte man generell auf das Reiten mit Bügeln verzichten, da die Druckverteilung nur eingeschränkt möglich ist und punktueller Druck über die Gurtung entsteht. Darüber hinaus sollte der Reitersitz gefestigt, zügelunabhängig, ausbalanciert und ruhig sein – und damit den Gebrauch von Bügeln ohnehin nicht notwendig machen.
Ansonsten gilt für Fellsättel, was auch für herkömmliche Sättel gilt: nicht jeder (Fell)Sattel passt auf jedes Pferd!
Einen Fellsattel würde ich NIEMALS mit Bügeln reiten. Da wird der Sinn eines Baum-Sattels an sich ad absurdum geführt. Es geht ja darum das Gewicht zu verteilen. Das passiert nur bei einem Sattel mit Sattelbaum. Sogar baumlose Sättel sind kritisch zu betrachten mit Steigbügeln.
Der Druck ist bei einem Fellsattel ja nur punktuell. Wie ein „Fachmann“ sowas empfehlen kann ist mir rätselhaft.
Danke für den Artikel. Ich benutze 2 Fellsättel auf runden schwangeren Stuten mit wenig Wider ist. Damit kommen wir die letzten Monate mit „Sport“ durchs Leben und die Pferde sind zufrieden, bewegt und nicht zu fett. Aber diese Sättel müssen passen wir jeder Reitsattel und sind kein Ersatz für einen Sattel auf Dauer. Denn die Wirkung ist nicht wie die eines Hohl- oder Baumsattels. Es findet keine Entlastung des Rückens statt. Wir reiten mit Bügeln, aber traben nicht im Bügel leicht sondern im Knieschluss. Aufsteigehilfe ist seit 20 Jahren obligatorisch. Wer reiten möchte, sollte einen passenden Reitsattel kaufen! Hoffentlich haben die beiden Glück und die Wunde heilt.
Ich musste wirklich etwas schmunzeln,als ich die Stelle am Widerrist sah…ich kann mir bei aller Liebe nicht vorstellen,dass es überhaupt möglich war,mit welchem Felli auch immer,an dieser Stelle zu gurten! Die Gurtung eines jeden Fellsattels MUSS hinter dem Widerrist zum liegen kommen. Ohne angreifen zu wollen,aber hier wurde defintiv zu weit vorne gesattelt.Der Verlauf tut mir natürlich leid,steht außer Frage.
Liebe Grüße
Danke für deinen ausführlichen Bericht und das Teilen deiner Erfahrungen. Leider hört man immer wieder, dass Sattler „schlecht beraten“, aber auch Pferdebesitzer gehen mit dem Thema der passenden Ausrüstung leider viel zu sorglos um.
Ich wünsche dir/euch dass ihr nun einen Weg gefunden habt der passt und sitzt.
Liebe Grüße
Danke erstmal für diesen spannenden Bericht!!
ICh beschäftige mich auf meiner Seite fellsattel-info.de auch mit dem Thema Fellsattel und bin auch der Meinung das man auch bei einem Fellsattel aufjedenfall auf die anpassung achten muss.Würde mich freuen wenn ihr mal bei mir vorbeischauen würdest und wir mal weiter über dieses thema unterhaltne können!!
Gruß Janina