[singlepic id=1335 w=320 h=240 float=right]Wie lang eine Trainingeinheit dauern sollte, ist ein vieldiskutiertes Thema und eine Frage, die mir häufig gestellt wird. Nüchtern betrachtet ist diese Frage eigentlich gar nicht so wichtig für uns, denn die Effektivität einer Trainingseinheit misst sich letztlich nicht in Minuten, sondern in der Gestaltung und im Lerneffekt.

Wie aber gestalten wir eine Trainingseinheit für uns nun und unser Pferd möglichst effektiv?

Wichtig für den Lerneffekt ist es, die Konzentrationsfähigkeit- und spanne des einzelnen Pferdes (und auch die des Menschen …) zu berücksichtigen. Nur wenn sich das Pferd konzentriert, ist es in der Lage, sich mit dem Lernstoff auseinanderzusetzen und neue Abläufe zu erlernen.

Wie gut sich ein Pferd konzentriert, hängt hierbei von vielen verschiedenen Faktoren ab.

An oberster Stelle steht hierbei die Motivation des Pferdes, denn grundsätzlich tun Pferde nur Dinge, die der Optimierung des eigenen Zustands dienen: weil sie etwas Positives erwarten, oder weil sie etwas Negatives vermeiden möchten. Ist das Pferd frei von Angst und Stress, weil es keine unangenehmen Folgen erwartet, sondern in Erwartung einer positiven Rückmeldung in Form von Lob bereit ist, Neues auszuprobieren, verfügt es über die nötige Losgelassenheit zum Lernen. Bestärkung ist also einer der wesentlichen Faktoren zur Verbesserung des Lerneffektes. Die Vermeidung von Strafe halte ich für selbstverständlich; diese hat in einer Lernsituation keinen Platz!

[singlepic id=1338 w=320 h=240 float=left]Verbessern Sie Ihr Timing, so dass Sie Ihrem Pferd stets schnell genug die richtige Rückmeldung geben können. Bauen Sie das Training kleinschrittig auf, so dass Ihr Pferd stets die faire Chance hat, die Aufgabe richtig zu bewältigen. Nutzen Sie jede Chance, Ihr Pferd zu loben, wenn es etwas gut oder richtig gemacht hat. Die Arbeit mit einem Lobwort zur punktgenauen Verstärkung in Verbindung mit Futter (oder wahlweise gerne auch die Verwendung eines Clickers) ist eine großartige Möglichkeit, das Training effektiv und für das Pferd angenehm zu gestalten.

Aufgaben, die körperlich nicht anstrengend sind, aber die mentalen Fähigkeiten durch das Erlernen von nach und nach immer komplexeren Abläufen fördern, sind eine wunderbare Möglichkeit, die Konzentrationsspanne und Lernfähigkeit zu fördern. So bringt das Lernen von Tricks nicht nur eine Menge Spaß in den Alltag, sondern wirkt sich auch auf das weitere Training positiv aus. Auch Pferde müssen Lernen zu Lernen, genauso wie wir Menschen Lernen müssen, Pferde zu lehren 😉 Erinnern Sie sich zurück an Ihre Schulzeit, sicher hatten auch Sie einen Lieblingslehrer, ebenso wie Lehrer, die Sie nicht mochten und bei denen Sie das Gefühl hatten, nichts zu lernen! Dies hing neben persönlichen Sympathien und Antipathien auch zu einem großen Teil davon ab, wie gut der Lehrer das Wissen vermitteln konnte und wie gut er darin war, Sie zu bestärken 😉

Sicherlich gibt es Menschen, die für die eine oder andere Aufgabe begabter sind, genauso wie es Pferde gibt, die neue Dinge schneller lernen, als andere. Vorrangig hat es jedoch damit zu tun, wie man den Lernstoff vermittelt. In unserer Verantwortung liegt es auch zu beurteilen, ob das Pferd derzeit überhaupt dazu in der Lage ist, oder ob die Anforderungen noch zu hoch sind und das Pferd so schnell überfordert werden kann. Zeit spielt hierbei eine große Rolle, denn Sie sollte keine Rolle spielen!

[singlepic id=1333 w=320 h=240 float=right]Stress und Angst hemmt nachweislich die Konzentration und Lernfähigkeit, das gilt sowohl für Mensch als auch für Tier. Diese Erfahrung hat sicherlich jeder von uns schon gemacht. Neben dem vorgenannten ist es also weiterhin wichtig, dafür zu sorgen, dass das Pferd keinen Stress empfindet. Was Stress auslöst, ist wiederum sehr unterschiedlich und für jedes Pferd ganz individuell zu betrachten. Je mehr unterschiedliche Reize das Pferd zeitgleich verarbeiten muss, desto weniger kann es sich auf das Lernen konzentrieren. Fordern wir dann Neues, entsteht schnell Stress. Denn in einer solchen Situation ist selbst das Abrufen bereits gelernter Abläufe eine große Herausforderung und mental anstrengend. Lässt sich ein Pferd zum Beispiel schnell durch andere Pferde ablenken oder empfindet Stress hierdurch (z. B. ein junger Hengst, der im Beisein von Stuten trainiert wird), macht es Sinn, neue Abläufe zunächst allein zu üben, damit das Pferd entspannt aufnahmefähig ist.

Natürlich ist dieser Stressfaktor dauerhaft nicht zu übergehen, so dass wir daran arbeiten sollten, die Stresstoleranzgrenze des Pferdes dauerhaft zu senken, in dem wir es mit langsam und wiederholt mit dem Stressfaktor konfrontieren. Hier sollte man jedoch berücksichtigen, dass das Lernen von Neuem zunächst nicht möglich sein wird, da das Pferd sich an die neuen Anforderungen zuerst gewöhnen muss, bis es wieder bereit ist, neue (Bewegungs-)Abläufe zu erlernen.

Die Lernumgebung spielt also ebenfalls eine große Rolle.

Beachtet werden sollte auch der physische Zustand des Pferdes, der oft auch eng mit der Konzentrationsfähigkeit des Pferdes verknüpft ist. Nüchtern betrachtet, ist ein Pferd mit einer guten Ausdauer oft zu mehr Konzentration fähig. Dies trifft allein schon durch die Tatsache zu, dass das Training entsprechend häufig und regelmäßig stattfindet. Betreibt man dies in einem angemessenen Rahmen, ohne das Pferd zu überfordern und fördert darüber hinaus die freiwillige Mitarbeit des Pferdes, so ist dies eine gute Grundlage um die Konzentrationsfähigkeit zu schulen und zu erhöhen.

[singlepic id=1336 w=320 h=240 float=right]Lektionen und Aufgaben, die körperlich Anstrengend sind, erfordern eine hohe Konzentration und Motivation seitens des Pferdes. Je öfter man die Abläufe wiederholt und je länger man daran arbeitet, desto besser muss auch die körperliche Konstitution sein. Kondition sorgt dafür, dass in diesen Momenten alle Muskeln und auch das Gehirn mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden. Wäre dies nicht der Fall, führt dies zu schneller Ermüdung, schlimmstenfalls sogar zu Schmerzen, weil die Muskeln nicht mehr ausreichend versorgt werden, und natürlich auch zu einem hohen Unwohlsein. Zu mentalem Stress, gestellt sich physischer Stress und die Lernfähigkeit ist nicht gegeben. Ich kann mir denken, dass Sie sich jetzt die ein oder andere dramatische Szene vorstellen und denken „Selbstverständlich achte ich darauf“, aber schon viel früher zeigen sich häufig erste Anzeichen von „Ermüdung“, die leicht übersehen werden können. Viel zu oft wird die mangelnde Mitarbeit oder Motivation abgetan, in dem man dem Pferd nachsagt, es habe keine Lust mehr. Dabei  stellen neue Bewegungsabläufe häufig eine ungewohnte Belastung für Körper und Geist dar, so dass das Pferd selbst nach wenigen Wiederholungen nicht mehr in der Lage ist, seine Leistung zu verbessern.  Daher ist es wichtig, rechtzeitig das Training zu beenden und nicht erst darauf zu warten, bis sich solche Ermüdungserscheinungen abzeichnen. Im Idealfall beendet man das Training dann, wenn das Pferd am liebsten noch weitermachen möchte 😉

Auch die Ernährung des Pferdes und insbesondere auch der Mineralhaushalt sollte beachtet werden. Eine ausgewogene und vor allem ausreichende Versorgung des Organismus mit allen notwendigen Stoffen ist die Grundvoraussetzung für gutes Lernen. Mangelnde Versorgung des Körpers mit Nährstoffen und vor allem auch Vitaminen und Mineralstoffen führt stets zu Leistungsabfall.  So empfiehlt sich bei Auffälligkeiten  immer auch die Überprüfung des Futterplans oder ggf. sogar durch ein Blutbild, so dass eventuelle Defizite ausgeglichen werden können.

[singlepic id=1337 w=320 h=240 float=left] Die Frage nach dem Alter des Pferdes lässt sich auch anhand obiger Fakten gut beantworten. Ein junges Pferd, welches noch nicht viel von der Welt gesehen hat und dessen Körper sich noch hochgradig in der Entwicklung befindet, kann noch nicht so Leistungsfähig sein wie der eines erwachsenen Pferdes. Das junge Pferd ist darüber hinaus noch so mit seiner Umwelt beschäftigt, dass es auf neue Anforderungen schnell überfordert reagiert und oft auch noch nicht in der Lage ist, die körperlichen Anforderungen zu erfüllen. Effektives Lernen ist so nur in sehr begrenztem Maße möglich. Die Anforderungen sollten daher nicht nur zeitlich stets niedrig gehalten werden. 5 Minuten reichen hierbei völlig aus. Beachten Sie dabei, dass Lernen etwas ist, was ständig passiert und nicht nur in den 5 Minuten, in dem Sie mit dem Pferd auf dem Reitplatz stehen. Auch die 5 Minuten von der Weide zum Anbindeplatz können ein junges Pferd schon überfordern!

Tendenziell sagt man, dass Pferde mit dem Alter besser lernen, was sich sicherlich auch auf eine gewisse Gewöhnung zurückführen lässt. Ein „zu alt“ gibt es hierbei nicht. Mangelnde Konzentrationsfähigkeit im Alter hängt häufig damit zusammen, dass mit dem Alter auch die Vielseitigkeit und Häufigkeit der Beschäftigung sinkt und sei es, weil das Pferd hierzu nicht mehr körperlich in der Lage ist. Daher sollte man auch hier die Anforderungen zunächst niedrig halten. Das gleiche gilt auch nach langen Trainingspausen oder langer, körperlicher Eingeschränktheit.

Pausen können ebenfalls die Konzentration und damit Trainingseffektivität erhöhen. Nach körperlich anstrengenden Lektionen, genauso wie nach komplizierten Lernaufgaben, gönnen Sie Ihrem Pferd immer wieder kurze Erholungsphasen. Bleiben Sie ruhig mal für ein, zwei Minuten stehen und tun sie einmal ganz bewusst nichts! Wenn Ihr Pferd mag, können Sie es streicheln oder anderweitig liebhaben, so lange Sie dabei nichts fordern! So können Sie die Muskeln erholen und der Kopf wieder frei werden. Zwei Minuten, die nicht nur die Konzentrationsfähigkeit sondern auch die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Pferd deutlich verbessern können!

Wie sie sehen, spielen also verschiedenste Faktoren eine Rolle, was die Effektivität angeht. Eine Zeitangabe lässt sich daher kaum machen und ist auch nicht sinnvoll. Schulen Sie sich darin, all diese Fakten zu berücksichtigen und schärfen Sie Ihre Sinne und Ihren Blick dafür, wann eine Verbesserung oder das Halten des Leistungsniveaus noch gegeben ist und wann es Zeit ist, das Training zu beenden.  Dann kann auch eine kurze Trainingseinheit von wenigen Minuten höchst effektiv sein!

Wir sollten uns stets  intensiv mit dem Lernverhalten des Pferdes auseinandersetzen und ständig daran arbeiten, unser Timing, Wissen und allgemein unsere Fähigkeiten zu verbessern, um ein besserer Trainer zu werden! Die ständige Selbstreflektion und das bewusste Überdenken des Trainings vorher und hinterher sind hierbei eine unverzichtbare Hilfe, um seine Trainerqualitäten zu verbessern.