Als Trainer muss man Ideale haben und sich Gedanken darüber machen, wem man sich verpflichtet. Ethik und moralische Werte in Bezug auf das Pferd spielen dabei eine wichtige Rolle. Verantwortung trage ich gegenüber dem Pferd, dessen Wohlergehen für mich an erster Stelle steht. Das ist meine Passion und Verpflichtung zugleich, ein Ehrencodex, der für mich die Grundlage meiner Arbeit ist. Selbstverständlich ist dabei auch der respektvolle und einfühlsame Umgang mit dem Schüler selbst.
Seit über 20 Jahren Jahren habe ich nun schon mit Pferden zutun. Auf meinem Weg haben mich viele Pferde und Menschen begleitet. Angefangen von unbekannten, unscheinbaren Pferdemenschen, über renommierte Trainer, bei denen ich lernen durfte. In all der Zeit habe ich vor allen Dingen eines gelernt: das Pferd steht stets an erster Stelle. All diese wunderbaren Pferdemenschen, die meinen Umgang mit Pferden geprägt hatten, hatten diese Gemeinsamkeit, diese Schnittmenge, den kleinsten gemeinsamen Nenner. Unterstützt von ihrem Wissen, war dies die Grundlage pferdegerechten Lehrens.
Ich teile diese Einstellung, doch oft macht sie mein Trainerdasein nicht einfacher. Als Trainer wird man dafür bezahlt, seine Schüler in ihrer Entwicklung zu unterstützen. In meinem Fall geht es nicht nur darum, den Schülern Techniken zu vermitteln. Vielmehr stehen die persönliche Entwicklung meiner Schüler in ihrer Einstellung zum Pferd und die Verbesserung der Beziehung zwischen Pferd und Mensch im Vordergrund, stets unter Berücksichtigung der mentalen und körperlichen Gesunderhaltung des Pferdes.
Diese eigentlich selbstverständliche Ansicht bringt jedoch jede Menge Konfliktpotential mit sich. Denn kaum etwas wird so kontrovers diskutiert, wie Maßnahmen zur emotionalen und körperlichen Gesunderhaltung des Pferdes. Natürlich sind uns allen die sachlichen Fakten, wie z. B. die Biomechanik des Pferdes, bewusst, doch auch sie lassen viel Raum für Interpretation. So ist es ein Stück weit immer persönliche Meinung und Urteil des Trainers, die bei der Arbeit mit Schüler und Pferd einfließt. Offenheit und Ehrlichkeit im Umgang mit seinen Schülern sind dabei unerlässliche, wichtige Eigenschaften, denn dies stellt sicher, dass der Schüler auch die Leistung bekommt, für die er bezahlt. Da meine Schüler meine Einstellung zum Umgang mit dem Pferd kennen und viele mich genau deshalb um Hilfe bitten, schätzen Sie diese Einstellung. Es ist daher nicht verwunderlich, dass ich mir offenbarte Missstände oder Defizite zwar diplomatisch, aber dennoch offen anspreche. Das „Konzept Pferd“ ist dabei immer ganzheitlich zu betrachten, denn häufig zieht ein Problem einen langen Rattenschwanz hinter sich her. Damit eine Weiterentwicklung stattfinden kann, ist es also wichtig, dieses Problem langfristig und ehrlich anzugehen.
Eine Wertung oder gar Verurteilung findet hierbei jedoch niemals stat. Zum einen halte ich mich grundsätzlich an Fakten, ich beurteile also das, was ich jetzt sehe, zum anderen hilft sie dem Schüler nicht weiter und bringt ihn ggf. sogar in eine emotional instabile Lage. Schließlich möchten wir alle nur das Beste für unsere Pferde, keiner würde ihm bewusst schaden und keiner hört gerne, dass er einen Fehler gemacht hat. Natürlich ist diese Einsicht wichtig, doch sie kommt von ganz allein, wenn der Schüler Verständnis für die Situation gewonnen und den Lösungsansatz verstanden hat. Ich analysiere also in Zusammenarbeit mit dem Schüler das Problem und wir erarbeiten einen Lösungsansatz, den wir, je nach Situation und weiterer Zusammenarbeit gemeinsam gehen oder den der Schüler für sich weiter verfolgen kann.
Dabei kann es dazu kommen, dass ich anderer Meinung bin, als die bisherigen Trainer, denn wie ich bereits oben schrieb, ist das gemeinsame Ausbildungsziel Gesunderhaltung immer auch abhängig von persönlicher Interpretation. Ich kann verstehen, dass dies keine einfache Situation für meine Schüler ist, denn es kann unter Umständen weitreichende Folgen für die weitere Zusammenarbeit mit dem Trainer vor Ort haben. Ich kann auch verstehen, dass man darüber im ersten Moment nicht besonders glücklich oder sogar enttäuscht ist. Für mich spielt es dabei keine Rolle, wer der bisherige Trainer war oder wie bekannt und erfolgreich dieser ist. Es liegt mir dabei fern, die Arbeit anderer Trainer zu denunzieren oder diese gar schlecht zu machen. Ich kann schließlich auch hier nur das beurteilen, was ich sehe. Verpflichtet bin ich einzig und allein dem Pferd zur Rechenschaft, ihm gebührt meine Aufmerksamkeit und mein Bestreben, ihm soll die Entwicklung der Fähigkeiten seines Besitzers dienen. Es ist also meine Pflicht, meinen Schüler so zu unterrichten, dass er diesem Anspruch gerecht werden kann – auch wenn dies für den Schülern und unter Umständen auch für mich nicht der bequemere Weg ist.
Dabei ist es mir wichtig, Pferd und Mensch in ihrer Individualität zu respektieren und die bisherigen Bemühungen wert zu schätzen – denn ich bin mir sicher, wir alle wollen nur das Beste für unsere geliebten Vierbeiner.