[singlepic id=1373 w=320 h=240 float=right]Wer mit seinem Pferd erfolgreich sein möchte (und damit meine ich jetzt nicht in erster Linie auf sportlicher Ebene) und ein harmonisches, partnerschaftliches Miteinander anstrebt, hat sich ein ehrenwertes Ziel gesetzt, welches vor allem die persönliche Weiterentwicklung voraussetzt. Es bedarf nicht nur der richtigen Anwendung von Fachwissen in der Praxis, sondern vor allem auch sozialer Kompetenzen.
Wer sich ernsthaft mit dem Thema Horsemanship auseinandersetzt, wird schnell feststellen, dass er hier mit bloßer Technik nicht sonderlich weit kommt. Auf der Liste der Eigenschaften, die unsere Entwicklung fördern, steht ganz weit oben die Fähigkeit, Kritik anzunehmen und sein Verhalten zu reflektieren. Kritik ist etwas, was uns sehr häufig begegnet, insbesondere wenn wir uns im Umgang mit dem Pferd mit alternativen Trainingsmethoden beschäftigen. Sie begegnet uns entweder in der offenen Konfrontation mit unseren Mitmenschen, oder wir nehmen sie unbewusst wahr, während sie in Gesprächen oder der Gestik anderer untergebracht ist.
Oftmals wird Kritik von uns als negativ empfunden und wir fühlen uns angegriffen. Natürlich stellt Kritik in gewisser Weise das Hinterfragen unseres Tuns dar, aber nicht immer geht es darum, uns auch von der Gegenseite zu überzeugen. Häufig bekundet Kritik auch das Interesse an dem was wir tun und stellt so für uns nicht nur eine Chance zur Selbstreflexion dar, sondern auch eine Möglichkeit, Vorurteile aus dem Weg zu räumen und unserem Gegenüber zu mehr Verständnis zu verhelfen.
Dies erfordert jedoch, dass wir hiermit sachlich umgehen und nicht persönlich getroffen und in die Ecke gedrängt reagieren. Der Versuch einer Rechtfertigung aus der Verteidigungsposition heraus kommt oft unnötig aggressiv und persönlich an und zeugt von wenig Verständnis für unseren Diskussionspartner. Verständnis und Akzeptanz sind jedoch wichtig, wenn man Informationen auf der sachlichen Ebene austauschen möchte. So führt dies oft bei unserem Gesprächspartner ebenfalls zu Konfrontation und im schlimmsten Falle sogar zu Ablehnung.
[singlepic id=1372 w=320 h=240 float=left]Wer sich Kritik gegenüber sieht, sollte zunächst einmal Zuhören und sich die Argumente und Bedenken der Gegenseite anhören. Was möchte unser Gegenüber uns damit sagen und welche Erwartungen hat es? Hier sollte man ruhig genauer nachfragen. Das bekundet Interesse an der Auseinandersetzung und bringt einen in eine argumentativ bessere Position. Manchmal hilft es auch zu erfragen, welche Alternative der Fragende anführen würde. Außerdem gewinnen wir so wertvolle Zeit, die uns hilft, über unser Verhalten nachzudenken, bevor wir dann unserem Gesprächspartner Rede und Antwort stehen. Ausreden lassen und vor dem Antworten Durchatmen kann ebenfalls eine große Hilfe sein.
Für uns kann es außerdem wichtig sein, welchen fachlichen Hintergrund der in Frage stellende hat. Eine respektvolle, selbstreflektierte Antwort und eine sachliche Erklärung beeindruckt mehr als eine laute Argumentation! Zu wissen was man warum tut, hilft selbstsicher zu erklären. Auch muss eine subjektive Ansicht nicht zwangsweise eine fachlich objektive Meinung darstellen.
Man muss also nicht alles argumentieren oder rechtfertigen, manchmal ist es auch angebracht zu sagen „Vielen Dank für deine Meinung. Ich werde da mal in Ruhe drüber nachdenken. Vielleicht unterhalten wir uns dann später noch einmal darüber!“ Oder in der Art „Vielen Dank für deine Meinung, aber ich teile diese nicht“. Hierüber lässt sich deutlich machen, dass man den anderen zwar respektiert (ganz egal, ob man nun dessen Handlungsweise gut findet oder nicht), aber an dieser Stelle anderer Ansicht ist. Das zeugt von Stärke und Selbstbewusstsein und sieht ganz und gar nicht nach „Flucht nach vorn“ aus. Die Bildung eines „Stuhlkreises“ bringt einen eben nicht immer weiter.
Auch ist der eigene Weg ganz sicher nicht für jeden der richtige. Es ist in Ordnung eine andere Meinung zu haben, solange sie sich gut und richtig anfühlt. Und nur weil es jemand anders macht als man selbst, heißt es nicht, dass dies grundsätzlich auch schlechter sein muss. Selbst wenn es so sein sollte, hilft es in der Regel nicht, dies dem Gegenüber vorzuwerfen. Wer nicht bereit dazu ist, umzudenken und sich auf neue Pfade zu begeben, wird seine Meinung auch nicht ändern, wenn man ihm den Spiegel vorhält.
Vielleicht hätte man aber auch tatsächlich anders reagieren können, vielleicht hat man sogar einen Fehler begangen? Auch diese Möglichkeit sollte man stets in Betracht ziehen. Das ist menschlich und sicher verzeihlich und auch zu seinen Fehlern zu stehen, lässt einen nicht weniger kompetent erscheinen. Im Gegenteil, seine Fehler anzuerkennen hilft zu vermeiden, dass sie wiederholt werden.
[singlepic id=1371 w=320 h=240 float=right]Wird unser Gegenüber jedoch unsachlich, dann darf dem durchaus auch eine Grenze gesetzt werden. Es hilft hier kurz aber prägnant auf die Regeln des sachlichen Umgangs miteinander hinzuweisen und ansonsten nicht weiter darauf einzugehen. Diese Art von Kritik hat nicht den Sinn, konstruktiv eine Veränderung herbeizuführen, sie bekundet auch kein Interesse, sie dient lediglich dem Zweck den anderen zu treffen. In dieser unschönen Situation war sicher jeder von uns schon einmal und groß ist die Versuchung, sich hier für sein Handeln zu rechtfertigen oder sogar zu entschuldigen. Man tut besser daran, einer solche Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, da der Beweggrund kein ehrenwerter und schon gar keine Grundlage für eine Diskussion ist. Dies ist meiner Meinung nach nur verschenkte Lebenszeit und hilft keinem weiter.
Neben der Diskussion mit Zweiten oder Dritten, hilft es auch, den Dialog im Zwiegespräch mit sich selbst zu suchen. Das eigene Tun ständig zu hinterfragen hilft, Fehlerquellen aufzudecken und die eigene Situation sachlich und vor einem objektiven Hintergrund isoliert zu beurteilen. Je mehr wir wissen, je mehr Erfahrung wir dabei haben, desto objektiver kann die Beurteilung ausfallen. Dies hilft nicht nur bei der fachlichen Weiterentwicklung, es hilft auch, sich Kritik nicht so zu Herzen zu nehmen, sondern darüber nachzudenken.
Mit ist es sehr wichtig, die Weiterentwicklung auf der Persönlichkeitsebene meiner Schüler und die Fähigkeit, Kritik sinnvoll für sich zu nutzen bzw. sein Verhalten selbstkritisch zu hinterfragen, zu fördern und zu schulen. Insbesondere sein eigenes Verhalten isoliert zu betrachten und zu reflektieren erfordert sehr viel Arbeit an sich selbst und auch Zugeständnisse sich selbst gegenüber, sowie eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten. Mir liegt nicht daran, meine Schüler zu entmündigen indem ich ihnen meinen Weg als einzig wahren erkläre. Vielmehr freut es mich, wenn sie selbständig und „flügge“ werden und auch mein Handeln bei Unklarheiten hinterfragen. Es zeigt mir, dass sie mitdenken und sich mit dem Gelernten auseinandersetzen. Und letztlich bin auch ich selbstverständlich nicht ohne Fehler und schon gar nicht allwissend. Wer mit mir arbeiten möchte, sollte nicht Perfektion in jeder Lebenslage erwarten. Auch mir hilft Kritik zur Weiterentwicklung.
Kompetenz und Überzeugung hilft auch bei der Beurteilung anderer Trainer, Lehrer und Mitstreiter, sei es nun in der praktischen Arbeit oder in der Perspektive des stillen Beobachters. Nur so ist es möglich, zu einer eigenen Meinung zu finden und sich sachlich und objektiv, aber voller Überzeugung für den richtigen Weg zu entscheiden. Wer dies umsetzen kann, kann von nahezu jeder Begegnung profitieren, da er in der Lage ist, passendes herauszufiltern und unpassendes auszublenden (Fairness und Verständnis des Trainers vorausgesetzt). Er ist in der Lage aus jedweder Situationen zu lernen.
Natürlich freue ich mich auch über eine gewisse Vorbildfunktion, aber ich möchte ermutigen, nicht einfach nur nachzumachen, sondern vor allem nachzudenken. Inspiration kann so viel mehr in Bewegung setzen als bloßes Nachahmen. Es erreicht nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen. Ich sehe mich viel mehr als lehrenden Wegbegleiter und -bereiter, doch den Weg gehen muss jeder für sich alleine.
Und weil auch ich hin und wieder ein wenig Motivation gebrauchen kann, freue ich mich, wenn ihr meine Artikel fleißig kommentiert und eure Meinung da lasst. Schickt ihn an eure Freunde oder teilt ihn auf Facebook, und Twitter, damit wir gemeinsam noch viel mehr Leute erreichen können. Bis zum nächsten Mal, eure Sady
Lob und Kritik sind nicht voneinader zu trennen !! Und sich selbst immer wieder in Frage zu stellen ist ebenso wichtig! Nichts ist schlimmer, als Trainer, die meinen sie sind DER-NABEL-DER-WELT ( wie Du schön erklärt hast)
Du hast alles so super auf den Punkt gebracht und uns mit Deiner schönen Stimme erfreut, liebe Sady 🙂
weiter so…..
Ja, Frauke, leider haben „solche“ Trainer oft auch die Angewohnheit, ihre Schüler stets im Unglauben zu halten, so dass Sie weder sich selbst, noch den Trainer reflektieren können. Sie sind so ständig auf ihn angewiesen und müssen sich allein auf das Wort verlassen, es entsteht eine Art Abhängig die natürlich die Selbständigkeit vollständig untergräbt …
Super toller text! und dank der audio aufnahme behält man es auch viel besser im kopf! 🙂 sehr schön gemacht, liebe Sady!
Ich würde mich über mehr audio blogs sehr freuen 🙂
Das hast Du sehr gut auf den Punkt gebracht! Daumen hoch!