[singlepic id=1354 w=330 h=240 float=right template=caption]In den letzten Tagen hatte ich mal wieder etwas Zeit um mich alten Gewohnheiten zu widmen, dem Lesen von Foren und Anschauen von Fotos und Videos, sowie auch dem „Vergnügen“ beim Lesen der Kommentare darauf zum Beispiel. Das hatte ich schon lange nicht mehr so intensiv getan. Da ich ein sehr empathischer und gefühlvoller Mensch bin, gab mir das sehr zu denken, teilweise muss ich sogar gestehen, machte es mich sogar traurig und wütend.

Ich bewege mich nun schon eine ganze Zeit lang im Internet. Vor weit über 10 Jahren habe ich mich in meinem ersten „Forum“ angemeldet, damals hieß das Ganze noch Newsgroup und war weit entfernt von dem, was sich heute Forum nennt. Man fand dennoch regen Austausch mit Leuten, die sich für das Thema interessierten. Inzwischen ist viel Zeit vergangen und nie war Wissen so leicht zugänglich wie heute – allerdings auch noch nie so viel Unwissen. Wer sucht, der findet auch die benötigte Information, ob diese dann allerdings richtig ist, kann dem Leser jedoch nicht versichert werden. DASS diese Meinung jedoch die einzig wahre ist, das wird ihm erst mal suggeriert. Kritisch wird es, wenn der Leser aufgrund mangelnder Erfahrung und Hintergrundwissen nicht in der Lage ist, die Informationen auch auszuwerten, anzuwenden und vor allem, auf die Sinnhaftigkeit zu prüfen. Man erhält so recht schnell ein riesengroßes „Stille-Post-Netzwerk“ aus Informationen, von denen man sich manchmal fragt, wer sich so einen – entschuldigt bitte – Blödsinn ausdenkt.

[singlepic id=1352 w=360 h=270 float=right template=caption]Was man im Netz so zu sehen bekommt, ist manchmal wirklich schon hart an der Grenze des Erträglichen, wenn man sich mit der pferdegerechten Ausbildung, der Physiologie und Psychologie des Pferdes auseinander setzt.

Insbesondere in der Reiterei stelle ich immer wieder fest, dass gerade jüngere Reitsportinteressierte sehr auf die immer wieder aufkommenden – für mich sehr unschönen – Bilder aus dem Dressursport geprägt sind. Voller Überzeugung teilen Sie Ihre Meinung mit und finden z. B. Pferde, die bewusst und konstant hinter der Senkrechten geritten werden wirklich und authentisch „ästhetisch“ und völlig normal … Man kann ihnen gar keinen Vorwurf machen, denn die „großen Vorbilder“ leben es ihnen vor. Und die Macht der Bücher und Lehrer weicht zunehmend der Flut von Bildern, Videos und der Meinung der breiten Masse. Lesen, Lernen und Selberdenken ist schon lange „Out“! Wer das nicht glaubt, der braucht sich nur mal das ein oder andere populäre Video bei YouTube ansehen oder mal einen Blick in diverse Foren werfen, je nachdem, welches Forum man denn so erwischt und wie gut dieses von erfahrenen Leuten moderiert wird.

Ob und was man zu den ins Internet gestellten „Produkten“ – ganz egal ob Video, Foto oder Text -schreibt, ist für mich jedes Mal ein großer Gewissenskonflikt, das gebe ich gern zu. In der Regel kann ich mich allerdings in Selbstbeherrschung üben, gelassen lächeln und warten, bis man mich um meine Meinung bittet – oder eben auch nicht.Denn die immer weniger werdende Freizeit, die mein Beruf so mit sich bringt, ist mir lieb und teuer und möchte gut, sinnvoll und nachhaltig genutzt werden, so dass ich mir Kommentare ohnehin oft spare, wenn ich das Gefühl habe, mein Gegenüber ist dafür nicht empfänglich.

[singlepic id=1351 w=360h=270 float=left template=caption]Wenn ich allerdings das Gefühl habe, ich könnte etwas bewirken – und dazu zählt auch schon die Möglichkeit, dass mein Gegenüber sein Handeln einmal reflektierter betrachtet, dann kann es dennoch sein, dass ich dazu etwas schreibe, obwohl ich gerade nicht gefragt wurde. Das muss ich mir jedoch vorher gut überlegen, denn gerade dann trifft es mich manchmal mehr als mir lieb ist, wenn die Rückantwort zeigt, dass das in meinen Augen offensichtliche Fehlverhalten (weil es z. B. ein nicht wegzudiskutierendes Risiko für das Pferd darstellt oder das Pferd ganz offensichtlich Schmerz dabei empfindet) einfach dementiert wird oder man sogar noch angegriffen wird, weil man seine Meinung sagt.

Eine böse Absicht unterstelle ich grundsätzlich niemandem, denn oft ist es schlicht Unwissenheit die hier die Harmonie des Pferd-Mensch-Paars stört. Deshalb denke ich schon, dass der ein oder andere vielleicht Dankbar für einen Tipp in die Richtung könnte – könnte er denn beurteilen, ob er richtig ist. Das ganze kann aber auch ganz schön daneben gehen, denn man darf nicht davon ausgehen, dass, wer seine Künste ins Internet stellt, diese auch beurteilt haben möchte. Der überwiegende Teil sucht in erster Linie nach Bestätigung, das ist auch OK, niemand muss sich etwas ansehen, was er nicht sehen möchte. WER allerdings seine Künste ins Internet trägt, der muss auch damit rechnen, das andere Leute ihre Meinung dazu sagen – und die kann einen manchmal durchaus auch treffen. Insbesondere dann, wenn das Gegenüber anderer Meinung ist – und man nicht beurteilen kann, ob er nun Recht hat oder nicht. Ihr seht, wir drehen uns im Kreis…

[singlepic id=1353 w=240 h=360 float=right template=caption]Eigentlich! ist der Ausweg gar nicht so schwer. Wer viel weiß und wer vor allem weiß, warum er etwas so macht, wie er es macht, der kann für sich selbst auch beurteilen, ob dies richtig ist. Wer darüber hinaus auch noch den richtigen Lehrer gefunden hat, der hat schon eine zweite Meinung, die hoffentlich ähnlich der eigenen ist, um sein Handeln bestätigt zu wissen. Wenn man jetzt auch noch auf einen Freundeskreis zurückgreifen kann, der ebenfalls mit einem im selben Boot ist – dann bekommt man, was man wirklich braucht: Selbstbewusstsein und Stärke um mit voller Überzeugung zu dem zu stehen, was man tut!

Wer dann immer noch nicht weiß, ob er es richtig macht, der sollte einfach mal sein Pferd fragen. Stellvertretend gibt es jede Menge Literatur darüber, wie so ein Pferd „tickt“ und wie es gebaut ist und Fakten, die kann einem keiner streitig machen … man muss nur die richtigen Bücher finden *seufz*

Natürlich gibt es auch positive Beispiele. Enthusiastische Vorbilder, die es verdient haben, also solche anerkannt zu werden und die viel Zeit darin investieren, ihr Wissen weiter zu geben und die einen großen Anteil an der Entwicklung und der Veränderung, der „neuen“ Einstellung zum Pferd hatten und haben. Leute, denen man das, was Sie tun „abkauft“, weil jede Ihrer Handlungen die sichtbare Liebe zum Pferd wiederspiegelt!

Letztlich besteht der einzige Weg die Menschen im Herzen zu berühren darin, selbst stets zu versuchen ein gutes Vorbild zu sein und damit immer wieder zur Selbstreflektion beizutragen, welche ein unglaublich wichtiger Punkt ist um, Erfahrungen sinnvoll zu nutzen. Nur wer Lernen will, wer die Notwendigkeit darin sieht, sich zu verbessern und empfänglicher für das Wohl seines Pferdes zu werden um ihm immer besser gerecht zu werden, ist auch bereit, Wissen anzunehmen. Ausgelernt hat man nie und an jeder Herausforderung wächst man heran für neue Aufgaben auf dem Weg zu neuen Zielen.

Sady