Das Buch „It’s Showtime – Zirkuslektionen: Lernspaß für Pferd und Mensch“ aus dem Cadmos Verlag wird ab Ende Februar im Buchhandel erscheinen. Die Redaktion von HORSEtoday.de hat schon jetzt einen Blick hineinwerfen dürfen und konnte mit der Autorin, Sylvia Czarnecki, über die wichtigsten Themen in diesem Buch sprechen:

 

[HORSEtoday.]: Frau Czarnecki, der Titel des Buches lautet „It’s Showtime – Zirkuslektionen: Lernspaß für Pferd und Mensch“. Warum dieses Thema?

[Sylvia Czarnecki]: Jeder Tag mit unseren Pferden ist „Showtime“; Zirkuslektionen kann jedes Pferd lernen, sie sind keiner bestimmten Gruppe vorbehalten. Sie bringen nicht nur eine Menge Spaß in den Alltag, sondern ergänzen das Training auf vielfältige Weise. Den Menschen schulen sie darin, sein Timing zu verbessern, noch besser hinzusehen und ganz genau darauf zu hören, was sein Pferd ihm sagen will. Es ist ebenso eine wunderbare Möglichkeit, das Lehren und Lernen zu lernen, dadurch wirkt es sich auf alle Bereiche am Pferd aus oder sogar darüber hinaus. Denn nicht nur das Pferd lernt, sondern vor allem auch der Mensch. Lernen soll nicht nur ???, sondern muss Spaß machen. Nur so kann man erfolgreich sein. Für das Pferd bieten sich ebenfalls eine Menge positive Aspekte: Zirkuslektionen trainieren genau die Muskulatur, die auch beim Reit- und Fahrpferd beansprucht wird. Sie dehnen und gymnastizieren Sehnen, Bänder und Muskulatur, lockern Verspannungen und beugen so Verletzungen und Bewegungsblockaden vor. Das Pferd wird allgemein beweglicher. Die herausragendste Stärke der zirzensischen Arbeit – und hier schließe ich das Tricktraining ebenso ein – ist die Entwicklung von Pferd und Mensch auf mentaler Ebene. Diese Form der „Arbeit“ bringt Pferd und Mensch näher zueinander und bietet ihnen eine große Chance zu noch mehr partnerschaftlichem Umgang. Sie funktioniert nur miteinander, wenn sich beide Partner aufeinander einlassen und fordert aktives Mitdenken von beiden. So wird ein Ganzes, eine Einheit daraus. Das wirkt sich natürlich auch auf das Selbstbewusstsein aus. Wenn beide am Ende des Trainings mit einem Lächeln vom Platz schreiten ist das Ziel erreicht, dann ist jeder Tag mit unserem Pferd „Showtime“. Die Möglichkeit, andere mit unserem Können zu beeindrucken ist hierbei nur nebensächlich. Viel wichtiger ist unsere eigene, positive Empfindung dabei und genau das auch auszustrahlen. In jedem Pferd steckt schließlich auch ein kleiner „Showstar“, der bewundert werden will.

[HORSEtoday.]: Wie grenzt sich Ihr Buch gegenüber bereits im Handel befindlichen Büchern zum gleichen Thema ab?

[Sylvia Czarnecki]: Mit viel Verständnis und Humor möchte ich Wege und Möglichkeiten aufzeigen, in die Welt der Zirkuslektionen einzutauchen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer dies ohne richtige Anleitung ist. Ich kann mich also gut in die (trainerlose) Lage des Lesers hineinversetzen. Das wird, denke ich, auch in meinem Buch deutlich. Ich hatte beim Schreiben des Buches den Anspruch, ein möglichst umfassendes Werk zu schreiben und den Leser an die Hand zu nehmen, auch bei möglicherweise auftretenden Schwierigkeiten einen Lösungsansatz zu bieten. Er soll sich gut vorbereitet und gestärkt für die Praxis fühlen. Oftmals kauft man sich ein Buch und legt es kurze Zeit später wieder weg, weil man auf ein Problem stößt oder mit der gezeigten Methode nicht zurechtkommt. Das war einer der Anstöße für mich, überhaupt erst ein Buch zu schreiben. Ich hoffe also, dass es dem Leser mit meinem Buch nicht so ergeht. In meinen Kursen möchte ich, dass die Teilnehmer am Ende des Kurses nach Hause fahren und wissen, was zu tun ist, wenn ich nicht mehr da bin. Sie sollen über das nötige Hintergrundwissen verfügen, selbständig zu arbeiten. Genau das möchte ich mit meinem Buch ebenso erreichen. Natürlich kann ein Buch einen Trainer niemals vollständig ersetzen, das wäre, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Es kann immer zu Situationen kommen, die das Hinzuziehen eines Trainers erfordern. Vieles kann man jedoch auch im Vorfeld schon mit einem Buch abdecken.

Wichtig war mir außerdem, auch die theoretischen Hintergründe ausführlich, aber dennoch leicht verständlich und unterhaltsam zu erklären. Gerade das Lernverhalten von Pferden stellt einen elementaren Grundstein der Ausbildung dar und kommt in vielen Büchern zu kurz oder wird so kompliziert vermittelt, dass der Leser es nicht in die Praxis umsetzen kann.

Bei der Schulung der einzelnen Lektionen beschränke ich mich nicht auf eine bestimmte Methode, sondern biete verschiedene Lösungsansätze für das Training, so dass der Leser die Ausbildung individuell für sich und sein Pferd gestalten kann und auch fähig wird, diese Wahl der richtigen Technik zu beurteilen.

 

[HORSEtoday.]: Welche Schwerpunkte werden in dem Buch behandelt? Beschreiben Sie doch bitte dem Leser in kurzen Worten die wichtigsten Schwerpunktthemen.

[Sylvia Czarnecki]: Kernthema sind die klassischen Zirkuslektionen wie Kompliment, Knien, Liegen, Sitzen und Spanischer Schritt, sowie verschiedene Tricks. Des Weiteren werden Übungen zur Gymnastizierung des Pferdes gezeigt und die lerntheoretischen Grundlagen für die Praxis aufbereitet.

[HORSEtoday.]: Welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein, um erfolgreich Zirkuslektionen trainieren zu können? Existieren besondere Anforderungen an das Pferd und/oder den Ausbilder bzw. Pferdebesitzer?

[Sylvia Czarnecki]: Grundsätzlich kann jeder Zirkuslektionen lernen. Es ist nicht abhängig von Rasse, Alter oder Ausbildungsweise. Vor Beginn sollte das Pferd jedoch bereits die Grundschule der Bodenarbeit durchlaufen haben und Alltäglichkeiten wie das Führen und Stehen, das Rückwärtsrichten, das Seitwärtsweichen und idealerweise auch das Kopfsenken bereits beherrschen. Das Pferd sollte körperlich fit sein, bei eventuell vorhandenen Einschränkungen wie z. B. Arthrose, sollte man ggf. vorher den behandelnden Tierarzt befragen. Das Pferd sollte über eine entsprechende, geistige Reife verfügen und „innerlich losgelassen“ sein.

Der Ausbilder sollte souverän und in sich ruhend sein. Er sollte gut informiert und genügsam sein, also auch mit kleinen Erfolgen zufrieden sein können. Und natürlich soll er wollen und die nötige Motivation mitbringen.

Das ist der „Idealzustand“.

Achten Sie darauf, dass Ihr Pferd das Röhrbein flächig aufsetzt und der Unterarm möglichst senkrecht zum Boden steht. Ideal ist ein rechter Winkel zwischen Röhrbein und Unterarm (Foto: Cadmos).

[Sylvia Czarnecki]: Wie für jeden „Sportler“, ist das Aufwärmen ein wichtiger Bestandteil des Trainings. Es beginnt mit normaler Bodenarbeit, Führen im Schritt, Halten, Rückwärts, Seitwärts, Trab, Volten … Danach sollte man die Muskulatur mit entsprechenden Dehnübungen auf die Beanspruchung vorbereiten. Dies ist besonders dann wichtig, wenn das Pferd keine Erfahrung in der zirzensischen Arbeit hat und diese Art von Beanspruchung nicht gewohnt ist, es fördert zusätzlich die Beweglichkeit. Man beginnt damit, das Genick des Pferdes zu lockern, in dem man das Pferd dazu bringt, sich aufzurichten und sich bis 90° seitlich zu biegen. Danach folgt das Aufwölben und seitliche Stellen der Halspartie. Dann der Rest des Pferdes, also das Aufwölben des Rückens und das Dehnen der seitlichem (Rumpf-) Muskulatur, indem man das Pferd mit Futter in eine entsprechende Position lockt. Dann folgt das Dehnen der Schultermuskulatur und der vorderen Gliedmaßen. Man führt das Pferdebein nach vorne und verharrt bei gestrecktem Bein. Zuletzt folgt die Dehnung der hinteren Extremitäten nach vorn und nach hinten, in dem man das Bein in die entsprechende Position führt, bis eine Dehnung eintritt. Die Dehnübungen sind leicht, erfordern aber dennoch einen Grundgehorsam des Pferdes und ein gewisses Auseinandersetzen mit der Muskulatur des Pferdes, welches für die zirzensische Arbeit ebenfalls eine gute Voraussetzung ist.

[HORSEtoday.]: Sie betonen, dass Lektionen in Teilabschnitte untergliedert werden müssen, damit das Pferd diese lernen kann. Wie kann der „Zirkus- Amateurtrainer“ eine Ablaufplanung der einzelnen Lernschritte erstellen? Gibt es Hilfsmittel oder Tipps, um eine solche Prozesskette sinnvoll zu strukturieren?

[Sylvia Czarnecki]: Wenn Sie mit „nichts“ beginnen, erhalten Sie immer auch ein Ergebnis. Setzen Sie sich ein Ziel, was in jedem Fall erreichbar ist, stellen Sie die Ansprüche so niedrig wie möglich. Suchen Sie den kleinsten, gemeinsamen Nenner der Lektion. Gehen Sie erst zum nächsten Schritt über, wenn Ihr Pferd den vorherigen verstanden hat und Sie sich sicher sein können, dass es auch den nächsten Schritt mit Bravour meistern wird. Oftmals nehmen uns die Pferde diese Entscheidung schon voraus und „denken weiter“. Überlegen Sie sich zum Beispiel vor dem Beginn einer Übung, in welche Einzelschritte sich diese zerlegen lässt. Der Ablauf der Lektion selbst bietet hier einen guten Anhaltspunkt. Nehmen Sie zum Beispiel die Arbeit mit dem Podest. Das Pferd soll lernen, mit zwei Beinen darauf zu stehen. Als erste Stufe ist es notwendig, dass sich das Pferd überhaupt mit dem Podest auseinandersetzt und keine Angst davor hat. Sie loben also immer dann, wenn das Pferd in irgendeiner Weise Interesse daran zeigt. Das Pferd wird verstehen, dass es etwas mit dem Podest tun soll und bald schon neugierig näher kommen. Im nächsten Schritt beginnt es vielleicht, mit dem Huf gegen das Podest zu tippen. Loben Sie dies, denn es hat schon mal verstanden, dass es etwas mit den Beinen tun soll. Der nächste Schritt ist, einen Huf aufs Podest zu bekommen. Prima, wenn Ihr Pferd dies von allein anbietet, ansonsten können Sie es auch anführen. Der nächste Schritt kann hierbei schon das Anheben des Beines sein, noch nicht einmal das darauf stellen des Hufes. Belohnt wird alles, was annähernd in die richtige Richtung geht. Wenn Sie so vorgehen, wird das Pferd bald schon einen Huf aufs Podest stellen. Loben Sie dies wieder. Der nächste Schritt wäre nun, dass das Pferd Gewicht auf das eine Bein bringt, denn nur so kann der zweite Huf folgen. Eine einzelne Lernstufe kann auch die gewünschte Handlung in abgeschwächter Form sein. Wenn das Pferd also nun vielleicht nur zaghaft das Gewicht vorverlagert, ist das schon ein lobenswerter Schritt in die richtige Richtung und das Pferd wird bald schon mit beiden Beinen auf dem Podest stehen. Wie Sie sehen, sind die einzelnen Lernschritte logisch aufeinander aufbauend. Wenn man im Vorfeld die Abfolge der Bewegungen genauestens visualisiert, kann man sich eine Art „Ablaufplan“ zurecht legen.

 

[HORSEtoday.]: Wie lange dürfen Trainingseinheiten – bspw. pro Tag – im Durchschnitt dauern? Mit welcher Häufigkeit sollten Lektionen oder Teile einer Lektion trainiert werden, bevor sie als sicher gelernt gelten?

[Sylvia Czarnecki]: Nicht die Länge der Trainingseinheit ist entscheidend, sondern ihr Ergebnis. Eine Trainingseinheit kann nur wenige Minuten lang sein, aber mit entsprechend langen und ausreichenden Pausen durchaus auch mal deutlich länger als eine Stunde andauern. Gerade am Anfang oder bei neuen Lektionen sollten Sie eigene Trainingseinheiten einplanen, in denen Sie sich ausschließlich diesem Thema widmen. Wenn Sie ein gewisses Grundrepertoire haben, lassen sich die Lektionen auch sehr gut in die tägliche Arbeit einbauen. Was zählt ist, das Pferd und auch den Menschen zu fordern, aber nicht zu überfordern. Hören Sie immer mit einem Erfolgserlebnis auf und warten Sie nicht, bis die Lektion wieder schlechter wird. Wie lange es dauert oder wie häufig eine Lektion wiederholt werden muss, um als verstanden angesehen zu werden, lässt sich nicht allgemein bestimmen. Genauso, wie auch der Weg zum Ziel von Pferd zu Pferd verschieden ist, ist es sehr individuell, wie lange es dauert, bis eine Lektion sicher abrufbar ist. Jedes Pferd bekommt die Zeit, die es braucht.

[HORSEtoday.]: Wie werden Pausenzeiten gestaltet und wie häufig sind Pausen einzuplanen? Welche Anzeichen signalisieren dem Pferdebesitzer die Notwendigkeit für eine Pause?

[Sylvia Czarnecki]: Pause machen heißt auch wirklich Pause zu machen, d. h. nichts fragen, nichts erwarten, nichts tun. Das Problem an Pausen ist, dass die meisten Pferde nicht gelernt haben, sie effektiv zu nutzen, indem sie einen kurzen Moment abschalten und sich dabei entspannen. Deshalb ist auch hier die Basisarbeit sehr wichtig. Hat das Pferd gelernt, ruhig stehen zu bleiben ohne herumzuhampeln und den Kopf zu senken, sind dieses gute Voraussetzungen. Auch Pause machen muss also gelernt werden. Die Dauer der Pause richtet sich auch nach der vorangegangen Anstrengung. Nach besonders anstrengenden Aufgaben, sowohl physisch als auch psychisch, darf die Pause auch einmal länger sein. Deutliche Anzeichen von „Pausenbedarf“ sind zum Beispiel mangelnde Aufmerksamkeit und deutlich schlechtere Ausführung der gefragten Aufgabe als gewohnt. Damit es gar nicht erst zu Überforderung und Stress kommt, sollten Sie grundsätzlich nach jeder richtigen Antwort des Pferdes eine Pause machen. Achten Sie dabei auf Ihr Pferd und insbesondere auch darauf, wie es sich nach der Pause verhält. Nach einiger Zeit werden Sie einschätzen können, wie lang und häufig Pausenzeiten einzuhalten sind.

 

[HORSEtoday.]: Wie geht man mit einer Situation um, in der ein Pferd offensichtliches Unbehagen mit der Umsetzung einer Lektion signalisiert?

[Sylvia Czarnecki]: Man sollte sich zuerst fragen, wie es dazu kommen konnte. Der Natural-Horsemanship-Trainer „Pat Parelli“ sagte einmal: „Wenn dein Pferd nein sagt, hast du entweder die Frage falsch gestellt oder die falsche Frage gestellt“. Stellen Sie also nur Fragen, von denen Sie sich sicher sind, dass Ihr Pferd sie zu diesem Zeitpunkt mit „Ja“ beantwortet. Kein Pferd ist grundsätzlich unwillig. Zerlegen Sie jede Übung in so kleine Einzelteile, dass Sie zu jeder Zeit sicher sein können, dass Ihr Pferd die Anforderung auch erfüllen kann. Reagiert Ihr Pferd dennoch unwillig, überlegen Sie sich, ob Ihnen auf Ihrem bisherigen Weg vielleicht ein Fehler unterlaufen ist oder Sie sich an einer Stelle der Ausbildung nicht genügend Zeit genommen haben. Haben Sie für die richtige Aufstellung gesorgt und die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen? Haben Sie vielleicht zu wenig gelobt oder den richtigen Moment verpasst? Haben Sie die richtigen Hilfen gegeben? Haben Sie ausreichend Pausen gemacht? Gehen Sie in der Ausbildung einen Schritt zurück, wenn nötig mehrere und überprüfen dies. Sie sollten außerdem sicher gehen, ob es sich nicht um gesundheitliche Probleme handelt oder äußere Störfaktoren die z. B. in einer unruhigen, lauten Umgebung oder unpassender Ausrüstung liegen können, die Ursache sind.

[HORSEtoday.]: Bitte beschreiben Sie doch einen typischen Ablauf für eine Lektion – bspw. die Lernabfolge/-schritte für das „Ablegen“ eines Pferdes – mit oder ohne Fusslonge.

[Sylvia Czarnecki]: Das Liegen steht in der zirzensischen Ausbildungsskala relativ weit hinten, d. h. vorher hat das Pferd gelernt, das Kompliment auf beiden Seiten zu machen und sich hinzuknien. Auch die „Bergziege“, bei der das Pferd die Hinterbeine weit unter den Schwerpunkt stellt, bis es quasi auf einen „Klodeckel“ passen würde, kann sehr hilfreich sein. Das Biegen und Stellen lassen des Pferdes sollte ebenfalls, bei entsprechender Vorbereitung, kein Problem darstellen.

Der klassische Weg führt aus dem Knien zum Ablegen. Es gibt aber auch Möglichkeiten, das Liegen aus dem Kompliment oder über das Wälzen zu erarbeiten. Die Fußlonge wird bei keiner der Varianten verwendet. Das Pferd sollte in allen Varianten so sicher sein, dass diese Hilfestellung nicht notwendig ist

Wenn das Pferd genügend Vertrauen zum Ausbilder hat, ist das Liegen ganz einfach, denn es ist eine logische Abfolge. Man steht auf der Seite des Pferdes, zu der es sich ablegen soll und lässt das Pferd knien. Nun lässt man das Pferd mit dem Zügel den Hals von sich weg biegen, so dass das Pferd mit der Ihnen zugewandten Schulter dem Boden näher kommt, bis es sich ablegt. Reicht dies allein nicht aus, touchieren Sie wie bei der Bergziege die Hinterbeine, damit das Pferd diese weiter unter den Schwerpunkt stellt. So sollte das Pferd schnell die richtige „Idee“ bekommen und sich zum Hinlegen „überreden“ lassen.

 

[HORSEtoday.]: Wie ist Ihre Einschätzung: Sollte ein „Zirkus-Anfänger“ eher mit dem Clickertraining starten oder mit dem Stimmlob?

[Sylvia Czarnecki]: Das Clickertraining ist grundsätzlich für jeden eine Empfehlung. Wer damit jedoch keine Erfahrung hat, dem empfehle ich, diese erst einmal zu sammeln, in dem man den Clicker beim Tricktraining einsetzt. Dieses ist für die Arbeit mit dem Clicker prädestiniert, so dass man hier das Pferd auf den Clicker konditionieren kann, meist sehr schnell Erfolge erzielt und Routine in der praktischen Anwendung erhält. Ein Clickertraining-Einsteiger könnte anfänglich damit überfordert sein, seine Ausrüstung, sich selbst und den Clicker gleichzeitig zu koordinieren. Letztlich geht es aber auch nicht um die Frage „mit oder ohne Clicker“, sondern um die richtige Technik, korrektes Timing, die gezielte Anwendung von Lob und das richtige Bewusstsein für das Lernverhalten des Pferdes. Clickertraining IST in der Praxis angewandte Lerntheorie. Alle Grundsätze des Clickertrainings gelten ebenso für das Training ohne Clicker. Um die Frage nach dem „Stimmlob“ zu beantworten, muss man verstehen, dass der Clicker keine Belohnung darstellt, sondern lediglich richtiges Verhalten markiert. Erst darauf folgt das eigentliche Lob in Form von Futter. Das „Click“ weckt eine Erwartungshaltung vom Pferd, die es möglich macht, Zeit und Entfernungen zu überbrücken. Der Vorteil des Clickers gegenüber der Stimme ist seine Eindeutigkeit und seine Schnelligkeit und die damit einhergehende Präzision. Ähnliches kann man mit dem Einsatz der Stimme erreichen, indem man anstatt des Clickers ein „Lobwort“ verwendet. Auch dieses dient dazu, richtiges Verhalten zu markieren um darauf folgend das Pferd zu loben. Die Stimme ist jedoch immer auch emotional „belastet“ und klingt nicht jedes Mal gleich, sie ist damit weniger eindeutig. Gerade wenn man sonst viel mit dem Pferd redet, geht die Stimme schnell mal unter. Die obige Frage müsste also eigentlich eher heißen „mit oder ohne (Futter-)Lob“, denn auch ohne Einsatz des Clickers stellt die Stimme nur in wenigen Fällen die alleine Belohnung für dar.

[HORSEtoday.]: Wen – aus der Zielgruppe der Reiter und Pferdebesitzer – möchten Sie mit diesem Buch ansprechen?

[Sylvia Czarnecki]: Grundsätzlich jeden! Je mehr Leute sich mit diesem nach wie vor noch wenig verbreitetem und so unterschätztem Thema beschäftigen, desto besser. Willkommen ist jeder, der mit seinem Pferd einmal über den Tellerrand hinaus sehen möchte, lernbereit und offen für Neues ist.

 

[HORSEtoday.]: In fünf Sätzen – welchen Nutzen kann der Leser aus Ihrem Buch ziehen?

[Sylvia Czarnecki]: Mein Buch zeigt gut nachvollziehbar und mit dem nötigen theoretischen Hintergrund den Weg in die Welt der Zirkuslektionen auf. Einsteiger können mit spielerischen, ersten Übungen schnelle Erfolgserlebnisse verbuchen, und für Fortgeschrittene gibt es viele neue Denkanstöße zum Beispiel für die Erarbeitung von Lektionen, bei denen es bisher Schwierigkeiten gab. Bei den Erläuterungen zur Schulung in den einzelnen Lektionen beschränke ich mich nicht auf eine bestimmte Methode, sondern biete verschiedene Lösungsansätze für das Training, sodass der Leser die Ausbildung individuell für sich und sein Pferd gestalten kann.

Neben den klassischen Zirkuslektionen wie Kompliment, Knien, Liegen, Sitzen und spanischer Schritt wird auch der Einstieg in das Tricktraining mit vielen Anregungen für die weitere Arbeit aufgezeigt. Ein Buch aus der Praxis für die Praxis, dass hoffentlich meine Begeisterung in und meinen Spass an dieser Sache auch an den Leser überspringen lässt.

[HORSEtoday.]: Über welche Fähigkeiten und welchen (beruflichen/sonstigen) Hintergrund verfügen Sie, um ein solches Buch zu schreiben?

[Sylvia Czarnecki]: Mit Pferden habe ich bereits Zeit meines Lebens zu tun. Die alternative Arbeit mit Pferden, insbesondere auch die zirzensische, hat hierbei immer schon eine große Rolle gespielt. Die meisten meiner Kenntnisse auf diesem Gebiet habe ich mir selbst angeeignet. Sie beruhen auf Erfahrungen mit vielen verschiedenen Pferden und Schülern, die mich auf meinem Weg begleitet haben. Ich halte mich nicht an eine bestimmte Lehre und habe mir zum Ziel gesetzt, immer im Sinne des Pferdes zu handeln.

Für Tricks wie das „Mütze vom Kopf klauen“ ist der Clicker als Hilfsmittel prädestiniert. (Foto: Gabi Appelt)

Zur Autorin:

Sylvia Czarnecki hat mit ihrem Kaltblut vor Jahren ihre Leidenschaft für Zirkuslektionen und Tricktraining mit Pferden entdeckt. Die meisten Kenntnisse dafür hat sich die Autorin im Laufe der Ausbildung vieler unterschiedlicher Pferde selbst angeeignet. Sie gibt deutschlandweit Kurse zum Thema Zirkuslektionen und Clickertraining mit Pferden.

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Bibliographie:

Sylvia Czarnecki:
It’s Showtime
Zirkuslektionen: Lernspaß für Pferd und Mensch
ISBN 978-3-8404-1013-0
19,90 € inkl. MwSt.
144 Seiten; durchgehend farbige Abbildungen;
Format 17 x 24 cm; broschiert
www.cadmos.de