Clickertraining - eine ernst zunehmende TrainingsmethodeClickertraining als Trainingsform erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Das ist eine sehr schöne Entwicklung, denn es bedeutet, dass immer mehr Menschen sich Gedanken darüber machen, wie sie das Training mit ihrem Pferd positiver und mit weniger Druck gestalten können.

Beim Clickertraining wird mittels eines akustischen Markersignals ein richtiges Verhalten mit dem „Click“ markiert und das Pferd erhält darauffolgend seine Belohnung in Form von Futter. Das Pferd verknüpft so mit der Zeit das „Click“ mit dem Futter. Ertönt der Click, erhält das Pferd die Rückmeldung „Ja, genau das, was du in diesem Moment gemacht hast, war richtig, dafür gibt es eine Belohnung!“ Wir können also sekundengenau bestärken und für das Pferd auch eine klare Regelung schaffen, wann es Futter gibt. Das beugt, richtig umgesetzt, u. a. Bettelverhalten vor.

Trotzdem wird Clickertraining häufig nur für Tricks und „Spielereien“ genutzt. Das Clickertraining eine ernstzunehmende Trainingsform ist, die Pferde auf positivem Weg zu Höchstleistungen motivieren kann, entgeht häufig selbst den Trainierenden. Das ist schade, denn Clickertraining kann so viel mehr als nur „Tricksen“. Doch woran liegt es, dass viele das Potential nicht erkennen?

Clickertraining ist „in Mode“. Das ist gut, führt aber auch dazu, dass sich viele Menschen in eine neue Welt stürzen, ohne sich vorher richtig informiert zu haben. „Einfach mal ausprobieren“ lautet die Devise. Nicht selten wird der Clicker jedoch nur dazu genutzt, um im Training gezeigte Lektionen oder zufällige Verhaltensweisen zu markieren und zu belohnen, während auf dem herkömmlichen Wege weitertrainiert wird. Sicher, das funktioniert auch und spornt das Pferd an, sich besonders anzustrengen. Vor allen Dingen, wenn Futter bisher weder klaren Bedingungen unterworfen war, oder aber gar nicht gefüttert wurde.

Clickertraining ist mehr als nur Verhalten zu erkennen und zu bestätigen. Seine wahre Stärke entfaltet es dort, wo Verhalten erarbeitet werden soll, welches noch nicht im Repertoire des Pferdes vorhanden ist und somit sekundengenau bestärkt werden muss. Hierzu ist es allerdings notwendig, tiefer in die Materie einzusteigen. Noch wichtiger als die richtige Bedienung des Clickers ist es, sich mit Trainingslehre auseinander zu setzen und an seinen Trainerqualitäten zu feilen.

Gymnastizieren mit dem ClickerNeben der Belohnung an sich, ist es vor allen Dingen wichtig, den Weg zum gewünschten Verhalten in möglichst viele Einzelschritte aufzuteilen. Aber auch die richtige Vorbereitung und Herangehensweise an das Verhalten und Gestaltung der Trainingsumgebung spielt eine Rolle. Hinzu kommt die richtige Belohnungsrate, also in welcher Häufigkeit belohnt wird. Die größten Schwierigkeiten haben gerade Anfänger damit, die Anforderungen an das Pferd in der richtigen Geschwindigkeit zu steigern und das Pferd so tatsächlich zum Mitdenken zu animieren. Zunächst belohnt man jegliches Verhalten, welches eine Annäherung an das Zielverhalten bedeutet. Zeigt das Pferd dieses zuverlässig, versucht man z. B.  durch gezieltes Hinauszögern und Veränderung der Belohnungsrate den nächsten Schritt zu erarbeiten. Richtig angewandt, fahren Pferde hier zu kreativen Höchstleistungen auf. Falsch angewandt mangels Kenntnissen kann das Verhalten schnell wieder in sich zusammenfallen und das Pferd gibt gefrustet auf. Auch der Trainer ist hierbei schnell gefrustet und versteht oft nicht, wieso es nicht funktioniert, wo doch andere so tolle Erfolge feiern.

Richtig angewandt, lässt sich jedes gewünschte Verhalten mit dem Clicker trainieren – ganz egal ob unter dem Sattel, am Boden, an der Longe oder im täglichen Umgang.

Neben den theoretischen Grundlagen ist Routine und jede Menge Praxiserfahrung gefragt. Ein geschultes Auge, das richtige Timing, Empfänglichkeit für die vielen Geschenke und Lösungsansätze des Pferdes und die eigenen motorischen Fähigkeiten, die im Handling mit dem Clicker wichtig sind, erfordern vor allen Dingen Übung. Wer nur sporadisch zum Clicker greift um ein paar Tricks aufzufrischen oder sich etwas Abwechslung im Trainingsalltag verschaffen möchte, wird das wahre Potential dieser Trainingsmethode möglicherweise nie entdecken und weiter auf herkömmliche Trainingsmethoden zurückgreifen wollen.

Dabei ist es nicht zwingend notwendig und oft auch gar nicht ratsam, ab sofort alles mit dem Clicker zu lösen. Man sollte sich durchaus erst einmal an einfachen Aufgaben versuchen. Wer sich mit dem Clickertraining jedoch mehr als nur oberflächlich auseinandersetzt, der wird ganz automatisch, mehr oder weniger bewusst, sein Wissen auch im herkömmlichen Training und Umgang mit dem Pferd einsetzen und davon profitieren. Denn er hat verstanden, wie Lernen funktioniert und wie man sich und sein Pferd motiviert.