Ein amerikanischer Psychologe, geboren 1874 und verstorben 1949, der als einer der Pioniere der experimentellen Lernforschung gilt. Er studierte an der Wesleyan University und später an Harvard, bevor er 1898 an der Columbia University promovierte. Seine Dissertation über Animal Intelligence war eine der ersten wissenschaftlichen Arbeiten, die das Lernen bei Tieren im Labor systematisch untersuchten. Nach einem kurzen Lehraufenthalt an der Western Reserve University kehrte er 1899 an die Columbia University zurück, wo er bis 1940 als Professor für Psychologie tätig war.
Thorndike ist insbesondere bekannt für seine Experimente mit dem Problemkäfig („Puzzle Box“), einer kleinen geschlossenen Kammer, deren Tür sich nur durch eine bestimmte Handlung öffnen ließ. Er untersuchte, wie Katzen, Hunde und Hühner lernten, den Mechanismus zu bedienen, um an eine Futterbelohnung zu gelangen. Anfangs bewegten sich die Tiere scheinbar ziellos im Käfig, bis sie zufällig die richtige Reaktion zeigten – beispielsweise das Ziehen an einer Schnur oder das Drücken eines Hebels. Thorndike erstellte Lernkurven, die zeigten, dass sich die Zeit, die die Tiere benötigten, um die richtige Handlung auszuführen, mit jeder Wiederholung verkürzte. Daraus schloss er, dass Tiere nicht durch Einsicht, sondern durch Versuch und Irrtum lernen.
Er formulierte drei zentrale Gesetzmäßigkeiten des Lernens, die später wichtige Grundpfeiler der operanten Konditionierung wurden:
- Gesetz der (Aus-)Wirkung („Law of Effect“): Eine Handlung, die zu einer befriedigenden Konsequenz (z. B. Futter) führt, wird in Zukunft häufiger auftreten. Umgekehrt werden Verhaltensweisen, die zu unangenehmen KonsequenzenEine Konsequenz ist das Ergebnis oder die Folge eines Verhaltens, das sich direkt auf zukünftiges Verhalten auswirken kann. Konsequenzen spielen eine zentrale Rolle in der operanten Konditionierung, da sie darüber... » Weiterlesen führen, seltener. Dies ist ein grundlegendes Prinzip der positiven VerstärkungPositive Verstärkung (R+) ist eine Methode der operanten Konditionierung, bei der ein angenehmer Reiz hinzugefügt wird, um die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Verhaltens zu erhöhen. Das Tier lernt, dass ein bestimmtes... » Weiterlesen, das im Clickertraining gezielt genutzt wird.
- Gesetz der Bereitschaft („Law of Readiness“): Wenn ein Organismus bereit ist, ein bestimmtes VerhaltenVerhalten bezeichnet alle äußeren und inneren Aktivitäten eines Lebewesens, die durch Reize aus der Umwelt oder aus dem eigenen Körper ausgelöst werden. Es umfasst sowohl bewusste als auch unbewusste Handlungen... » Weiterlesen auszuführen, wird er es mit größerer Wahrscheinlichkeit zeigen. Dies bedeutet, dass Training effektiver ist, wenn das Tier aufmerksam und motiviert ist – ein Konzept, das im Clickertraining durch kurze, belohnungsbasierte Lerneinheiten umgesetzt wird.
- Gesetz der Übung („Law of Exercise“) **: Wiederholung führt zur Stärkung von Verhaltensweisen – je öfter ein Verhalten erfolgreich gezeigt wird, desto fester wird die Verknüpfung zwischen ReizEin Reiz, häufig auch Stimulus genannt, ist eine äußere oder innere Einwirkung, die ein Lebewesen wahrnimmt und die eine Reaktion auslösen kann, aber nicht muss. Reize können aus der Umwelt... » Weiterlesen und Reaktion. Dies erklärt, warum im Clickertraining regelmäßiges Üben und konsequente BelohnungEine Belohnung ist eine Konsequenz, die vom Tier als angenehm empfunden wird, aber nicht zwingend dazu führt, dass das vorherige Verhalten häufiger auftritt. Umgangssprachlich wird Belohnung oft mit Verstärker gleichgesetzt-... » Weiterlesen entscheidend für langfristiges Lernen sind.
Seine Erkenntnisse wurden zu einer wichtigen Grundlage für den Behaviorismus und beeinflussten maßgeblich die Arbeiten von John B. Watson und B.F. Skinner. Besonders das Law of Effect war eine Vorwegnahme von Skinners Prinzip der operanten Konditionierung, das später die Basis für das moderne Clickertraining wurde. Die von Thorndike entwickelte Puzzle Box war zudem ein direkter Vorläufer der Skinner-Box, in der Skinner systematisch untersuchte, wie Verstärkung das Verhalten von Tieren formt.
Thorndikes Forschung zeigt, dass Tiere durch positive VerstärkungSiehe Verstärkung, positive, » Weiterlesen schneller lernen und dass präzises TimingTiming bezeichnet im Clickertraining und in der positiven Verstärkung den genauen Moment, in dem ein Markersignal (z. B. ein Click) oder eine Belohnung gegeben wird. Präzises Timing ist entscheidend, da... » Weiterlesen entscheidend ist, um Assoziationen zwischen Verhalten und Konsequenzen herzustellen – Prinzipien, die im Clickertraining eine zentrale Rolle spielen. Seine Arbeit trug dazu bei, das Lernen als einen prozesshaften, messbaren Vorgang zu verstehen, der gezielt beeinflusst werden kann.
Wichtige Bücher von Thorndike
- „Animal Intelligence: Experimental Studies“ (1898) – Dieses Werk basiert auf seiner Dissertation und war eine der ersten systematischen Studien zum Lernen bei Tieren. Hier beschreibt Thorndike detailliert seine Experimente mit der Puzzle Box und legt die Grundlagen für das Gesetz der Wirkung (Law of Effect).
- „Educational Psychology“ (1903, überarbeitete Auflagen 1913 & 1921) – Eine bedeutende Arbeit, in der Thorndike seine Erkenntnisse über das Lernen auf die Pädagogik überträgt. Er argumentiert, dass das Lernen bei Menschen denselben Prinzipien folgt wie bei Tieren und dass schulisches Lernen durch gezielte Verstärkung verbessert werden kann.
- „The Psychology of Learning“ (1914) – Eine vertiefte Analyse der Lernprozesse mit besonderem Fokus auf die Bedeutung von Wiederholung und Verstärkung. Dieses Buch war wegweisend für spätere Forschungen zur kognitiven Psychologie und dem behavioristischen Lernen.
- „The Measurement of Intelligence“ (1926) – Thorndike war auch an der Entwicklung von Intelligenztests beteiligt. In diesem Buch beschreibt er, wie Intelligenz quantifiziert und systematisch untersucht werden kann, ein Ansatz, der später Einfluss auf die kognitive Psychologie hatte.
- „Human Learning“ (1931) – In diesem Werk beschreibt Thorndike seine Theorien über das menschliche Lernen und zeigt, wie seine Gesetzmäßigkeiten auf verschiedene Lernkontexte angewendet werden können, von der Erziehung bis zum Berufsleben.
Diese Bücher hatten einen großen Einfluss auf die Psychologie, insbesondere auf die Lernforschung und Pädagogik. Viele seiner Erkenntnisse über Verstärkung, MotivationMotivation ist der innere Antrieb, der ein Lebewesen dazu veranlasst, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. Sie entsteht durch die Erwartung, ein Bedürfnis zu befriedigen oder eine Konsequenz zu vermeiden. Motivation... » Weiterlesen und Wiederholung werden bis heute in verschiedenen Lehrmethoden und Trainingsansätzen – einschließlich des Clickertrainings – angewendet.
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