Die Tierhalter unter uns kennen das Problem: das liebliche Viech haart. Wenn man nicht gerade stolzer Besitzer eines Bandwurmpaares ist oder auf 8-Beiner steht, dann haart das Viech. Vorzugsweise im Frühjahr… und dies dann auch gerne ausdauernd.

Das beste Pferd von Allen tut dies auch. Mit Begeisterung und Elan. Er hat ja auch sonst nicht viel zu tun im Frühjahr.

Was das alljährliche Rieseln auslöst, ist unter Biologen umstritten. Während der gemeine Weihnachtsbaum ja quasi nadelnd zur Welt kommt, um uns Deutschen ab Dezember den Wohnzimmerteppich zu versauen, verhält es sich beim Equus da anders. Den dieses nadelt gerne ab März – wenn möglich bis ins späte Frühjahr hinein – je nach Haarreservoir auch gerne mal bis Anfang August. Warum gerade bis Anfang August? Keine Ahnung, wahrscheinlich, weil sie es können…

Auch Darvin hat beschlossen, dass es nun dringend Zeit ist, sich zu entblättern. Und lässt mich nun – wie jedes Frühjahr aufs Neue – rätseln: Ist doch Woll-Mammut in dieses Tier eingekreuzt? Und falls ja – wie viele?!?

Während also am heutigen Tag die Sonne von Pferdehaarwolken verdunkelt wurde und einige besonders irrwitzige Haare ihren Weg bis auf Sohle 7 meiner Lunge gefunden hatten, kam ich nicht umhin, für mich einige Betrachtungen zu diesem im wahrsten Sinne des Wortes haarigen Thema zu führen.

Zwar war die mangelnde Sauerstoffsättigung meines Blutes aufgrund der mit Pferdehaar zugesetzten Bronchien einem logischen Denkprozess eher abträglich, aber die dadurch entstehenden psychedelischen Muster vor meinen Augen waren wirklich schön anzusehen.

Führende Chronobiologen sind der Ansicht, dass die im Frühjahr ansteigende Tageslichtdauer für den Haar-Drang beim Pferd verantwortlich ist. – Eine andere Theorie sieht eher die kletternde Außentemperatur als Auslöser für die graduell fortschreitende Entpelzung.

Ich aber weiß es besser!

Es ist der Fleece-Pulli!

Ja, Ihr habt richtig gelesen. Der Fleece-Pulli ist der Auslöser für den Haarverlust beim Equus vulgaris. Er kommt als einzige Möglichkeit in Betracht. Denn immer, wenn ich einen Fleece-Pulli trage, passiert folgendes:

Am Ende des Putzvorganges besitzt mein Pony kein Haar mehr am Leib, wohingegen mein Fleece-Pulli direkt für die nächste Hengstleistungsprüfung angemeldet werden könnte. Und er würde sie gewinnen, denn haarig genug ist er dafür!
Dies passiert nicht, wenn ich ein Sweat-Shirt trage. Auch Wolle lässt Darvin völlig kalt. Polyester – nix passiert. Seide? Mein Pferd runzelt eine Augenbraue, behält aber ansonsten seinen Pelz für sich. Angoraziege, Mohair und Latex? Darvin gähnt leise vor sich hin und stellt das Fell auf, um seine Plüschigkeit zu betonen.

Doch sobald ich im Fleece-Pulli um die Ecke biege, lockern sich die ersten 3 Trilliarden Haare am Leib meines Pferdes!

Und eine Stunde später ist mein Pferd nackt und ich überlege, ob ich meinen Pulli einfach als Rosshaarmatratze auf eBay verhökern sollte.
Oder noch besser: Ich werde das verfilzte Fleece-Dings via Anzeige mit folgendem Text los:

„Ruhiges, haarmloses Anfängerpony, Größe 48, waschbar bei 30°C, leider noch komplett ungeritten, nicht auf links bügeln, sucht neuen Aufgabenbereich, da es seinen alten Aufgaben entwachsen ist. Trocknerungeeignet. Nur mit gleichen Farben waschen aber ansonsten wirklich verträglich mit Artgenossen. Waschmaschinenhaltung bevorzugt!“