Dieser Artikel wurde am 13. Januar 2012 aktualisiert und auf den neuesten Stand gebracht!
[singlepic id=1355 w=320 h=240 float=right template=caption]Wer kennt eine solche Situation nicht? Man ist total inspiriert, man füllt noch mal die letzten Wissenslücken und nimmt sich vor, diese Lektion genau heute auszuprobieren, zu verbessern oder einfach daran zu feilen. Voller Enthusiasmus und MotivationMotivation ist der innere Antrieb, der ein Lebewesen dazu veranlasst, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. Sie entsteht durch die Erwartung, ein Bedürfnis zu befriedigen oder eine Konsequenz zu vermeiden. Motivation... » Weiterlesen fährt man also in den Stall und spielt in Gedanken noch ein letztes Mal das Szenario durch. Angekommen im Stall putzt und sattelt man, führt das Pferd in die Halle, steigt auf und legt los und stellt fest: irgendwas stimmt nicht, irgendwas ist anders.
Sorgfältig bereitet man die Lektion vor und merkt schnell, dass das Pferd dazu heute eigentlich gar keine Lust hat oder man es selbst einfach nicht „gebacken“ kriegt. Ganz offenbar scheint heute nicht der richtige Zeitpunkt für diese Aufgabe zu sein. Dabei wollte man doch heute unbedingt am Schulterherein (oder einer beliebigen anderen Übung :)) arbeiten. Und dann versucht man es noch mal und nochmal und vielleicht auch noch mal mit immer dem gleichen Ergebnis, es funktioniert nicht. Dabei hat man doch seiner Meinung nach alles für ein gutes Gelingen getan.
Nun haben wir zwei Möglichkeiten: weiter machen, bis es klappt (und möglicherweise dann doch abbrechen, weil man zu keinem befriedigendem Ergebnis kommt) oder es gleich sein lassen und frustriert abbrechen und ebenso frustriert nach Hause fahren. Aber haben wir wirklich nur die beiden Möglichkeiten? Ich gebe zu, es gab mal eine Zeit, in der ich tatsächlich nur an diese beiden Möglichkeiten gedacht habe und ich könnte wetten, dass es da draußen noch mehr Leute, denen es genauso geht.
Heute nenne ich solche Tage „Kompromisstage“. Das Leben läuft selten nach Plan X ab. Oftmals ist es die klügste Entscheidung, einen Kompromiss einzugehen, statt auf die Vollendung zu bestehen. In Kompromissbereitschaft zeigt sich nicht nur die Persönlichkeit einer Führungskraft, sondern auch der gegenseitige Respekt und das Verständnis füreinander, welche in einer Freundschaft ein wichtiges Gut sind. Die Möglichkeiten, sich mit seinem Pferd zu beschäftigen sind so vielseitig und jedes Pferd hat Lektionen, in denen es strahlt und glänzt, ganz ohne dass wir es hier zu besonders hohen Leistungen anspornen müssen. In solchen Momenten der FrustrationFrustration ist eine emotionale Reaktion, die auftritt, wenn ein Lebewesen daran gehindert wird, ein erwartetes Ziel zu erreichen oder eine gewohnte Belohnung zu erhalten. Sie entsteht besonders dann, wenn ein... » Weiterlesen ist es wichtig, einfach mal durchzuatmen und loszulassen von eigenen Wünschen und Vorstellungen. Ich bin mir sicher, euch werden Dinge einfallen, die genau jetzt genau richtig sind um die Stimmung zu heben. Und dann heißt es, genügsam sein und die Bereitschaft des Pferdes nicht zu sehr herausfordern – ganz egal, an wem es nun liegt. Für das Miteinander spielt dies ohnehin keine Rolle. Wie immer, Aufhören, wenn man ein für jetzige Verhältnisse gutes Ergebnis bekommt und in beideseitigem Einvernehmen Zufriedenheit vorherrscht.
[singlepic id=1357 w=320 h=240 float=left template=caption]Die Stunde abzubrechen mit einem schlechten Gefühl auf beiden Seiten trägt nicht zur Verbesserung der Beziehung bei – und genau das sollte einer unserer Prioritäten im Umgang mit unserem Pferd sein. Die Beziehung zu unserem Freund und Partner Pferd mit jeder Begegnung ein bisschen besser zu machen. Statt frustriert aufzugeben, sollte man also diese Chance zur persönlichen Weiterentwicklung nutzen.
Natürlich ist es grundsätzlich nicht verkehrt, einen Plan im Kopf zu haben. Aber da wir eben nicht immer gleich funktionieren, genauso wie auch unsere Pferde mal einen „ganz -andere-Wünsche-Tag“ haben, sollten wir stets bereit und offen dafür sein, die Strategie zu ändern, wenn es nicht nach Plan läuft. Eine wichtige Entscheidung und selten eine Schlechte! Ansonsten gilt: Morgen ist auch noch ein Tag. Und wenn es Morgen auch noch nicht klappt, dann vielleicht nächste Woche, vielleicht auch in einem Moment, den man gerade nicht verplant hat.
Es muss nicht immer alles perfekt laufen und auch bei mir sieht es nicht immer alles schön aus. Auch ich bin manchmal frustriert und schaffe es, zugegeben, auch nicht immer, diese vollständig abzulegen. Daher ist es mir ein BedürfnisEin Bedürfnis ist ein grundlegendes Verlangen oder eine Notwendigkeit, die erfüllt werden muss, um das körperliche oder emotionale Wohlbefinden eines Lebewesens zu erhalten. Bedürfnisse können biologisch (primäre Bedürfnisse) oder situationsabhängig... » Weiterlesen euch zu sagen, dass schlechte Tage völlig in Ordnung sind. Entscheidend ist, wie man mit der Situation umgeht, darin zeichnet sich echtes Horsemanship und tiefes Verständnis aus. Man sollte sich nicht an diesen in unseren Augen nicht perfekten Ergebnissen festhalten, sich deshalb schlecht fühlen oder sich gar rechtfertigen wollen. Man sollte sie akzeptieren, als das was sie sind: eine Möglichkeit der persönlichen Weiterentwicklung. Das Leben ist eine Entwicklung im Streben nach der eigenen Perfektion. Wirklich? Klare Ziele und Sinnbilder sind wichtig, aber wer will schon immer und vollständig perfekt sein (müssen)? Ich jedenfalls nicht, obwohl ich mir das hin und wieder auch vor Augen führen muss. Denn wer perfekt ist hat keinen Grund, sich weiter zu entwickeln.
Also, denkt daran, wenn mal wieder etwas nicht so läuft, wie ihr euch das vorgestellt habt!
Eure Sady
Und wieder mal: Etwas in Worte gebracht, was wir alle kennen. Liebe Grüße von Sierra und Andrea
vielen dank für den tollen artikel.. dann hoffen wir mal, dass viele den lesen und sich zu herzen nehmen!
LG Olivia
Das kennen wir doch Alle oder? Wenn wir endlich unsere Erwartungshaltung ablegen, können wir wunderbar mit unseren Pferden arbeiten!**winke**
Vile Grüße aus Ostfriesland
Martina
uih ,das kenn ich zu gut. Ich handhabe es so wie Du, ein fach mal fünfe gerade sein lassen, dafür klappt es beim nächstenmal um so besser:-) Ich sage mir öfters Pferde sind auch nur Menschen warum sollten sie nicht auch mal einen schlechten Tag haben. Ich akzeptiere das und weis das er,(Goli mein Welshlusier) wenn ich ihn brauche,( er ist Model bei den Workshops für Pferdefotografie)voll bei der Sache ist. Dein Buch „It’s Showtime“ war uns dabei sehr hilfreich.
LG Anita und Goli
Du hast so recht, schließlich können beide Parteien mal ´nen schlechten Tag haben! Danke für den tollen Artikel :-))
Super Artikel! Erfolge können sich m.E. nur dann einstellen, wenn man miteinander und nicht einzeln oder gar gegeneinander arbeitet. Das macht niemanden Spaß und kann niemals von Erfolg gekrönt sein – es sei denn: die Pferde werden gebrochen und verkümmern zu willenlosen Arbeitsmaschinen. Temprano zeigt mir heute noch deutlich, ob etwas geht oder nicht! Manchmal fangen wir super an und dann wird’s nix und manchmal denke ich „ok, dann v/a, Übergänge und/oder Bewegungstherapie“und dann geht es nach ein paar Minuten super. Die Erwartungshaltung ist einfach manchmal sehr groß, man steigt mit einer gewissen Vorstellung auf’s Pferd und dann? Bei dem Dicken gibt es keinen Kampf, den würde ich ganz klar verlieren. Ich habe bei ihm Diplomatie, Zurückstecken und noch mehr Verstehen gelernt. Dafür (!!!!) schenkt er mir dann Augenblicke, in denen ich (obwohl er grad nicht durchtrainiert ist) fast auf der Stelle galoppieren kann oder macht spanische Schritte, die einem das Gefühl geben, er wolle die Lampen austreten. Miteinander. Das ist das Zauberwort! Verstehen, Verständnis, Überlegen. Und ganz klar – Zurückstecken!z
„Wenn wir endlich unsere Erwartungshaltung ablegen, können wir wunderbar mit unseren Pferden arbeiten!“
Das triffts!