Dieser Artikel wurde am 12. März 2025 aktualisiert und auf den neuesten Stand gebracht!

Manchmal ist es wie verhext! Gestern war die Welt noch in Ordnung und unser Vierbeiner war mit Feuereifer dabei. Und dann, von jetzt auf gleich „rien ne va plus“ – nichts geht mehr! Auf einmal scheut das Pferd vor dem kleinsten Windstoß, die Lektionen, die gestern noch leicht von der Hand gingen, scheinen auf einmal vergessen zu sein, und zu guter Letzt scheint es uns nicht mehr zu kennen…

Eine schwierige Situation für beide Seiten. Bei uns Menschen machen sich schnell Frustration und Selbstzweifel breit: Was ist passiert? Was haben wir gemacht, damit unser Pferd so reagiert?

Natürlich kann es passieren, dass wir unser Pferd ungewollt überfordert haben und es nun eine kurze Denkpause braucht. Aber wir beobachten unser Pferd doch genau und merken schon früh, wenn es unserem Vierbeiner zu viel wird. Und wenn wir doch mal einen Schritt zu viel machen: Das kann und das darf auch passieren. Wir sollten nicht zu hart mit uns ins Gericht gehen. Auch solche Situationen sind da, um daraus zu lernen. Sie helfen uns, unser Pferd noch besser kennenzulernen. Im Grunde genommen dürfen wir dankbar sein, wenn uns das Pferd auf diese Art und Weise auf Überforderung aufmerksam macht. Machen wir doch einfach mal eine Kreativitätspause und spannen ein paar Tage aus. Verbringen wir mit unserem Pferd Zeit, ohne zu fordern. „Undemanding Time“, also forderungsfreie Zeit, ist ein großartiges Mittel, um die Beziehung zu stärken!

Aber was, wenn wir uns „keiner Schuld bewusst sind“? Wenn wir gestern aufgehört haben, als hätten wir und unser Pferd noch stundenlang so weitermachen können? Überforderung kann eine Erklärung für ein solches Verhalten sein, aber natürlich gibt es auch noch andere Möglichkeiten.

Vielleicht hatten wir das Gefühl, wir könnten fliegen, und die Ausbildung und das Zusammenleben gingen in großen Schritten voran. Seit Wochen ging es steil bergauf! Hatten wir wirklich erwartet, es würde ewig so weitergehen? Seien wir ehrlich, wir alle wissen, dass nach dem Berg auch irgendwann ein Tal kommt. Das ist für uns nichts Neues, aber vielleicht für uns mit unserem Pferd? Das ist okay und normal. Dieses Sprichwort kommt nicht von ungefähr!

Ein Pferd hat immer auch eine eigene Geschichte, manchmal eine Geschichte vor uns, aber vor allem immer auch eine Geschichte ohne uns. Ohne Zweifel sind wir Teil des Pferdelebens, aber den größten Teil dessen durchlebt das Pferd ohne uns. Wir wissen nicht, was vor uns oder während unserer Abwesenheit passiert ist. Sicher gibt es Dinge, die so ein Pferdekopf verarbeiten muss und bei denen wir nicht immer helfen können. Möglicherweise ist tatsächlich etwas passiert, was Erinnerungen hervorgerufen hat, die unser Pferd eigentlich lieber aus seinem Gedächtnis streichen würde. Vielleicht hatte es aber auch nur Stress innerhalb der Herde, vielleicht gab es Streitigkeiten um Ressourcen? Es gibt viele Möglichkeiten, die wir nur erahnen können. Was ich aber damit sagen möchte: Wir sind nicht für alles verantwortlich, was das Pferd tut! Aber wir können etwas dafür tun, um Verantwortung zu übernehmen 😉

Letztlich spielt der Grund keine Rolle! Natürlich ist Selbstreflexion immer Teil unserer Entwicklung und wichtig, um aus unserem Verhalten zu lernen, aber das sollte nicht in Selbstzweifel ausarten. Denn diese behindern uns nur darin, unserem Pferd ein souveräner Partner zu sein, der Ruhe und Sicherheit ausstrahlt. Jeder von uns macht tagtäglich einen großartigen Job, und allein schon das Lesen und Recherchieren zeigt, dass man nur das Beste für sein Pferd will und dafür auch bereit ist, einiges in Kauf zu nehmen. Damit bist du tausenden anderer Reiter und Pferdemenschen in der Entwicklung – man muss fast sagen leider – ein großes Stück voraus. Das ist großartig!

Während Selbstreflexion uns also vorantreiben kann, helfen Selbstzweifel weder uns noch unserem Pferd. Haken wir es ab! Nehmen wir es einfach als gegeben hin und akzeptieren, dass sich unser Pferd nun einmal so verhält, wie es sich verhält. Auch ein Pferd hat mal einen schlechten Tag – oder auch eine schlechte Woche. Lassen wir ihm diese Freiheit, schließlich sind wir auch sonst sehr bestrebt, dass unser Pferd ein Pferd bleibt. Nehmen wir es also auf keinen Fall persönlich!

Versuchen wir einfach mal zu vergessen, was war. Erinnern wir uns zurück an unsere Anfänge (die ja vielleicht noch gar nicht so lange her sind?) und passen unser Verhalten dem Pferd an. Spielen wir das „Spiel“ doch einfach mit! Tun wir so, als wäre dies heute unser erster „Arbeitstag“. Setzen wir unsere Anforderungen herab und bauen die Lektionen neu auf. Schauen wir, was unser Pferd motiviert mitmacht. Vielleicht hat es eine Lieblingsübung? Wir kennen unser Pferd am besten! Motivieren kann man ein Pferd oft gut mit einfachen Aufgaben, bei denen die Aussicht auf Belohnung nur mit geringem Energieaufwand verbunden ist. Üben wir doch einfach mal wieder das Führen: Anhalten, Stehenbleiben, EINEN Schritt rückwärts, einen Schritt seitwärts, Kopfsenken mal nur wenige Zentimeter. Hüten wir uns davor, hier zu viel zu erwarten, sondern halten die Anforderungen ganz bewusst auf niedrigem Level. Wir werden sehen, dass die Motivation unseres Pferdes steigen wird. Das ist eine logische Reaktion 😉

Und letztlich geht auch eine solche Zeit vorüber. Eine Zeitangabe kann ich euch allerdings nicht geben. Manchmal ist es nur eine Stunde, manchmal ein Tag, manchmal eine Woche … und manchmal ist es einfach so! Da müssen wir einen „Rückschritt“ akzeptieren und als gegeben hinnehmen und uns über die neue Chance freuen! Lassen wir los von Ärger und Enttäuschung; es hilft nicht! Sehen wir es nicht als Rückschritt oder Misserfolg, sondern als Chance. Wie viele Menschen haben schon die Möglichkeit dazu? Mit dem Wissen, das wir zuvor erlangt haben, können wir unsere Sache beim zweiten Mal noch besser machen! Seien wir dankbar dafür!

Und eines ist ganz sicher: Genau solche Situationen souverän zu meistern macht einen guten Trainer aus und schweißt uns und unser Pferd noch mehr zusammen