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Differentielle Verstärkung ist eine wissenschaftlich fundierte Methode der operanten Konditionierung, bei der ein bestimmtes Verhalten gezielt verstärkt wird, während andere Verhaltensweisen ignoriert oder reduziert werden. Dadurch wird erwünschtes Verhalten gefördert, ohne dass unerwünschtes Verhalten direkt bestraft werden muss. Sie ermöglicht eine gezielte Verhaltensformung und eine tierschutzgerechte Reduktion unerwünschter Reaktionen, ohne auf Strafe zurückzugreifen. Besonders im Clickertraining wird sie häufig eingesetzt, ist jedoch nicht in jeder Anwendung automatisch enthalten.

Differentielle Verstärkung im Clickertraining

Differentielle Verstärkung ist ein zentrales Werkzeug im Clickertraining, da gezielt erwünschte Verhaltensweisen verstärkt werden. Beim Shaping werden schrittweise Annäherungen an das Zielverhalten belohnt, während beim DRA oder DRI Alternativverhalten verstärkt wird. So kann ein Hund, der an Menschen hochspringt, für ruhiges Sitzen belohnt werden. Allerdings fällt nicht jedes Clickertraining unter differentielle Verstärkung. Beim Free Shaping, bei dem das Tier frei neue Verhaltensweisen ausprobiert, oder beim einfachen Verstärken eines neuen Signals wird nicht gezielt ein anderes Verhalten reduziert.

Warum ist differentielle Verstärkung effektiv?

  • Unerwünschtes Verhalten wird reduziert, ohne Strafe einzusetzen.
  • Das Tier lernt eine bessere Alternative, statt nur unterdrückt zu werden.
  • Der Fokus liegt auf erwünschtem Verhalten, was das Lernen nachhaltiger macht.

Arten der differentiellen Verstärkung:

  • Differentielle Verstärkung alternativen Verhaltens (DRA – Differential Reinforcement of Alternative Behavior): Ein unerwünschtes Verhalten wird ignoriert, stattdessen wird eine alternative Handlung verstärkt. Beispiel: Ein Pferd bettelt um Futter – ruhiges Stehen wird belohnt.
  • Differentielle Verstärkung inkompatiblen Verhaltens (DRI – Differential Reinforcement of Incompatible Behavior): Ein Verhalten wird verstärkt, das nicht gleichzeitig mit dem unerwünschten Verhalten auftreten kann. Beispiel: Ein Pferd scharrt – Verstärkt wird ruhiges Stehen mit allen vier Hufen am Boden.
  • Differentielle Verstärkung niedriger Verhaltensrate (DRL – Differential Reinforcement of Low Rates of Behavior): Ein Verhalten wird nur verstärkt, wenn es seltener gezeigt wird. Beispiel: Ein Pferd wiehert oft nach Artgenossen – Verstärkt wird längeres ruhiges Verhalten.
  • Differentielle Verstärkung reduzierter Verhaltensrate (DRD – Differential Reinforcement of Diminishing Rates): Das Verhalten wird nur verstärkt, wenn es mit der Zeit immer seltener gezeigt wird. Beispiel: Ein Pferd tritt gegen die Boxenwand – Verstärkt wird, wenn es dies seltener tut.
  • Differentielle Verstärkung hoher Verhaltensrate (DRH – Differential Reinforcement of High Rates of Behavior): Ein Verhalten wird verstärkt, wenn es häufiger oder intensiver gezeigt wird. Beispiel: Ein Pferd soll energischer vorwärtsgehen – Verstärkt wird mehr Ausdruck und Tempo.
  • Differentielle Verstärkung anderer Verhaltensweisen (DRO – Differential Reinforcement of Other Behavior): Jedes Verhalten außer dem unerwünschten wird verstärkt. Beispiel: Ein Hund bellt häufig – Verstärkt wird jedes Verhalten außer Bellen, z. B. ruhiges Sitzen.